

Der große Vorteil am Reisen mit eigenem Auto war die freie Zeiteinteilung, auch in der Großstadt. Sie mussten nicht wie bei anderen Urlauben oder Kurztrips durch die Stadt hetzen, sich schon lange vorher informieren, was sie alles sehen wollten und eins nach dem anderen abhaken. Der große Nachteil am Reisen mit eigenem Auto war das Verkehrschaos in der Stadt und die Suche nach einem Übernachtungsplatz inmitten von Menschenmassen und unzähligen Wohngebieten. Kurz vor der Anreise schauten sie sich nach geeigneten Stadtteilen um und entdeckten eine Straße an einem Park, der nicht weit vom Fähranleger entfernt war und schon manchem Reisenden als Nachtlager gedient hatte. Diesen Ort peilten die beiden direkt an und waren dort mit öffentlichen Toiletten in einer ruhigen Wohngegend gut aufgehoben. Am Abend spazierten sie über grüne Pfade zum Fähranleger und hatten einen tollen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, das interessant gestaltete Opernhaus mit seinem weißen Segeln nachempfundenen Aufbau. Dahinter türmte sich auf der rechten Seite die „Harbourbridge“ in den Himmel, links die Skyline der Stadt. Deborah und Sven warteten den Sonnenuntergang ab und schauten noch dabei zu, wie die Gebäude künstlich von innen und außen beleuchtet wurden.
Am nächsten Tag stiegen sie zeitig aus den Federn und überquerten nach dem Frühstück das Wasser, um in die Innenstadt zu gelangen. Die Fähre brauchte keine zehn Minuten und die beiden Deutschen staunten nicht schlecht über die vielen Wasserbuchten, die sich aneinander reihten. Jede davon hatte eine eigene Geschichte zu erzählen und war eine kleine Welt für sich. Viel Grün, viel Wasser, viele schöne Häuser. Vom stillen Wasser ging es direkt rein ins Gewimmel. Die Straßen schienen vor Menschen überzuquellen. So kurz vor Silvester waren schon viele angereist, um sich ebenfalls die Stadt ein bisschen anzuschauen. Der erste Weg führte zum Opernhaus, das sich aus allen Winkeln ablichten lassen musste. Dann schlenderten sie durch die Botanischen Gärten zur Kunstgalerie von New South Wales, merkten aber schnell, dass diese ein eigenes Projekt darstellte und setzten sie somit auf die Merkliste. Nach einem Abstecher in die „St Mary`s Cathedral“ liefen sie durch das Bankenviertel mit großen und luxuriösen Shoppingmalls, aber auch kleineren und niedlichen Einkaufspassagen (beispielsweise dem „Queen Victoria Bulding“). Der „Darling Harbour“ war das nächste Ziel, wo die beiden an der Promenade entlang und über die „Pyrmont Bridge“ zurück schlenderten. Eine weitere Fähre brachte sie zur nah am Meer liegenden „Watsons Bay“ und zurück. Unterwegs schauten sie sich die anderen Buchten an und genossen die Brise auf der Haut. Der lange Tag wurde zurück in der Tilly mit Spaghetti Bolognese beendet, eine gute Stärkung für den strapaziösen folgenden Tag.
Von ihrem Ausgangspunkt starteten sie nach dem Müslifrühstück mit jeder Menge Krimskrams zum „Cremorne Point“. Silvester ist wirklich der totale Supergau in Sydney. Nach stundenlangem Überlegen, von welchem Punkt aus man das Feuerwerk wohl am besten sehen könnte (an manchen Aussichtspunkten musste man bezahlen, Tickets meist ausverkauft), machten sie sich schon am Morgen auf den Weg, um einen guten Platz zu ergattern. Als Deborah und Sven elf Uhr ankamen, waren schon so viele Decken ausgebreitet, Pavillons aufgebaut und Menschen umher, dass sie sich dennoch mit ihrer Entscheidung beeilen mussten. Die schmale grüne Landzunge erschien ihnen vielversprechend. Ganz am Ende ragten ein paar Felsen Richtung Wasser, die Sicht war perfekt! Zügig besetzten sie ihr erobertes Fleckchen und machten es sich so gut es ging gemütlich. Später kamen Janine und Micha dazu, die Deborah und Sven in Westaustralien kennen gelernt hatten und zufällig auch über Silvester in Sydney waren. Die Zeit bis zum Abend ging recht zügig um, es gab eine Flugshow und Kultboote, die sich im Hafen präsentierten. Doch der Himmel wurde immer grauer und wolkenverhangener. Ungläubig mussten die Wartenden die näher rückenden Wolken hinnehmen. Tatsächlich fielen die ersten Tropfen, die sich zu einem ausgewachsenen Gewitter mit starkem Regen entwickelten. Das Unwetter schien über ihnen zu kreisen. Wenigstens hatten sie zwei Schirme und verkrochen sich so weit wie möglich unter den Felsen, unter die Schirme und die mitgebrachten Decken. Alles war klitschnass. Als das Kinderfeuerwerk mit seinen beeindruckenden Konfettiraketen um 21 Uhr begann, war der Himmel glücklicherweise trocken. Auch um 24 Uhr tröpfelte es nur noch leicht, aber die Stunden dazwischen ließen ihnen keine Ruhe. Was tut man nicht alles, wenn man einmal an Silvester in Sydney ist?!
Das Feuerwerk war beeindruckend. Die Raketen schossen an fünf verschiedenen Orten des Wasserlaufs hoch in den Himmel, die sie gar nicht alle sehen konnten. Das Echo war gewaltig laut. Viele schöne Arrangements stiegen auch aus der Brücke und dem Opernhaus empor. Nach ein paar Minuten war die Skyline vor Qualm nicht mehr zu sehen, das bunte Gewitter aber umso packender. Nach dem gewaltigen Höhepunkt brach der Jubel aus und die vielen Boote hupten in einem wirren Chor.
So groß der Jubel war, so schnell war er wieder vorbei. Die schon am Tag ständig patrouillierenden Polizisten schickten sie bald nach Hause. Auf dem Heimweg begegneten sie einer Eule, die im Baum hockte und einer riesigen Spinne, die direkt an der Wand, vor der Tilly geparkt war, ihr Territorium verteidigte. Das Auto parkten sie lieber noch einmal um und fielen erschöpft und endlich trocken ins Bett.
Sie wachten mit Kopfschmerzen auf, obwohl sie in der Nacht durch das Alkoholverbot (das sogar kontrolliert wurde) keinen Tropfen getrunken hatten. Nach einem gemütlichen Tagesstart fuhren sie um die komplette Stadt herum, weil auf der „Harbourbridge“ Mautgebühren verlangt wurden und diese online bezahlt werden mussten, was ihnen zu umständlich war. So sahen sie auch die „normalen“ Stadtteile und arbeiteten sich bis zum „Coogee Beach“ in den Süden vor. Mit Janine und Micha lagen sie ein bisschen am Strand rum und übernachteten im gleichen Stadtteil. Von dort führte der bekannte „Bondi Beach Walk“ bis zum schönsten Strand der Stadt, dem „Bondi Beach“. Beeindruckende Klippen und tolle Ausblicke auf das weite Meer luden viele Spaziergänger dazu ein, über die Holzstege zu flanieren. Als die beiden am Abend in „Watsons Bay“ auf einem Parkplatz am Wasser ihr Abendessen beendeten, trafen sie einen australischen Kapitän, der auf der vor Anker liegenden Luxusjacht arbeitete und ebenfalls in seinem Van auf dem Platz übernachtete. Er plauderte kurz mit ihnen und gab ihnen die restlichen Königskrabbenbeine, die er nicht mehr schaffte, weil er schon so viele davon gegessen hatte. Sie waren köstlich!
Der Merkzettel musste noch abgearbeitet werden, also fanden sich die beiden tags darauf noch einmal in der Stadt wieder. In der Kunstgalerie ließen sie sich für die Alten Meister bis zur Zeitgenössischen Kunst viel Zeit. Das Repertoire war beeindruckend!
Im Botanischen Garten befand sich das „Governmenthouse“, das sie zuvor noch nicht gesehen hatten, es war aber leider geschlossen. Und natürlich fehlte noch der Gang über die „Harbourbridge“. Mit hohem Stacheldraht an beiden Seiten, Sicherheitsmännern und recht kleinen Guckschlitzen wirkte die Brücke noch imposanter, als das mächtige beinah 53 Tonnen Stahl umfassende Gestell und die Höhe von 59 Metern über dem Meeresspiegel schon ahnen ließen. Ein gelungener Abschied von der beeindruckenden Stadt Sydney!
Diese Stadt ist eine absolute Empfehlung!
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Die Bilder sind ganz nach meinem Geschmack! Das Kreuzfahrtschiff ist ja fast so hoch wie das Opernhaus! Sollte ich irgendwann mal in Sydney vorbeikommen, werde ich eurer Empfehlung folgen und auch eine Besichtigung machen. Zu Silvester scheint ja einiges hochgeflogen zu sein… .
Oh ja, das Kreuzfahrtschiff war “massive”, wie die Australier sagen würden. Ein krasses Teil! Das musste für den Silvesterabend dann aber den Hafen verlassen, weil es den Blick auf das Operahouse versperrt hat. Mach das, können wir nur empfehlen! Es waren um die 8,5 Tonnen, die an Silvester in die Luft geflogen sind 🙂 und wieviele bei euch?
Liebe Debi, lieber Sven!
Vielen Dank für Eure interessanten und realistischen Berichte und die beeindruckenden Fotos!
Es ist schön, daß wir durch Euch ein bißchen mehr von der großen weiten Welt kennenlernen dürfen!
Gott segne und behüte Euch weiterhin!
Mit lieben Grüßen Eure Oma aus Chemnitz
0 Tonnen. Ich war ja zu Silvester im Krankenhaus und habe nur aus dem Fenster die eine oder andere Rakete explodieren sehen. Dass in Sydney eins der krassesten Feuerwerke weltweit gezündet wird, stand aber sogar in der Zeitung in Dresden! Da habe ich gleich an euch gedacht, auch wenn ihr stundenlang einen Platz dafür besetzen musstet, um es gut zu sehen… .
Die Silvesterbilder sind spektakulär!!!
Danke liebe Oma und schön, dass die Berichte auch dein Wohnzimmer erreichen 😉 Liebe Grüße nach Chemnitz!
Lieber Samu, stand denn auch das miese Wetter in der Zeitung? Das war wohl noch ungewöhnlicher als sonst.
Danke, Muttsch, Sven hat sich seinen Platz mit dem Stativ hart erkämpft, die wuseligen Asiaten hockten him schon fast auf den Schultern 🙂