

Die Tempel von „Angkor Wat“ rufen
Ho-Chi-Minh-City hat es ihnen zum Schluss doch angetan. Dieses gewisse Flair, das eine Großstadt ausmacht, konnten Deborah und Sven erst nach ein paar Tagen erkennen und fühlten sich zum Ende ihres Aufenthalts in Vietnams Wirtschaftszentrum am wohlsten. Bei der Unterkunftssuche waren sie zunächst von der touristischen Flaniermeile überwältigt gewesen. Sie wundern sich immer wieder über beinah schamlose Ansammlungen von ausländischen Besuchern in einem bestimmten Stadtteil oder auf einer bestimmten Straße der Stadt. Abends sind sie im kühleren Klima gern noch etwas durch die Gegend spaziert und stellten fest, dass in den unmittelbaren Nebengassen der bekanntesten Straße plötzlich tote Hose angesagt war. Wenn der Kauf- und (Fr)Essrausch ihnen also zu viel wurde, mussten sie nicht weit laufen, um in normalen Straßenzügen und bei jeder Menge Einheimischen zu landen. In solcher Umgebung sehen sie meist viel mehr, können die Gepflogenheiten der Menschen authentischer erleben und sich besser mit Land und Leuten auseinandersetzen. Da es außerhalb des Touristengebietes nicht viele Angebote an Hotels und Gästehäusern gab, fand sich das Pärchen dennoch im touristischen Mittelpunkt wieder. Zumindest war dort immer etwas los, es gab mehr als genügend Restaurants, Bars, Supermärkte und Übernachtungsmöglichkeiten. Sie fragten sich an den Rezeptionen nach einem Zimmer durch und schauten sich die Bleiben an. Als sie schon fast aufgeben wollten, da kein richtig passendes Angebot dabei war, probierten sie zunächst den überteuerten Döner aus und fragten an einem weiteren Gästehaus, bevor sie das Viertel verlassen wollten. Dort hatten sie Glück. Den Preis konnten sie noch etwas drücken und hatten sogar eine geräumige Terrasse über der bekanntesten Straße der Stadt dabei. Dankbar brachten sie ihr Gepäck nach oben, ruhten sich ein wenig aus und erkundeten danach die nähere Umgebung.
Jeden Morgen frühstückten sie auf der Terrasse, holten sich dazu köstlichen Eiskaffee vom gegenüberliegenden Supermarkt und erfrischten sich mit reichlich kühler Wassermelone zum Start in einen neuen Tag. Um die Stadt zu erkunden, nutzten sie vor allem die klimatisch angenehmere Zeit am Nachmittag. Sie starteten bei der Hauptpost, die dank des Entwurfs Gustave Eiffels in französischem Stil glänzt, und nutzten gleich die Möglichkeit, von diesem bekannten Ort eine Postkarte abzuschicken. In die Notre-Dame-Kathedrale konnten sie leider keinen Blick werfen, da gerade ein Gottesdienst auf vietnamesisch abgehalten wurde und die Dame am Haupttor die Touristen ohne lokale Sprachkenntnisse nicht herein lassen wollte. Aber auch von außen ist das Gotteshaus mit seinen extra aus Frankreich importierten Baumaterialien eine Augenweide. Das meistbesuchte Gebäude in Ho-Chi-Minh-City ist der Wiedervereinigungspalast, den sie am folgenden Tag erkundeten. Das Museum bietet geschichtsträchtige Einblicke in frühere Zeiten und erinnert an die Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam im Jahr 1976. Auch das Kriegsopfermuseum war für das Pärchen ein guter Ort, um etwas über Vietnams Kriege, vor allem über den Krieg mit den Amerikanern, zu lernen und viele visuelle Einblicke damaliger Geschehnisse zu bekommen.
Da die nächste Tagesetappe die beiden über die Grenze nach Kambodscha bringen würde, gönnten sie sich zum Abschied von Saigon und auch von Vietnam ein vielgesehenes Gericht, das man schon als eine Art Zeremonie bezeichnen kann, nämlich einen Hotpot. Auf einem einfachen Campingkocher bekamen sie einen Topf serviert, der in der Mitte eine breite Erhebung hatte. Am Rand konnten sie in einer würzigen Brühe verschiedene Sachen kochen, in der Mitte braten. Sie entschieden sich für eine Mischung aus Meeresfrüchten und Fleisch, bestellten noch gebratene Eier, etwas Reis und kühles Bier dazu. Die Zeremonie war vereinnahmend. Manchmal kamen sie mit dem Nachlegen gar nicht hinterher. Nudeln, Fischbällchen, Muscheln und Gemüse wollten gekocht, Oktopus, Shrimps und Bacon gebraten werden. Die fertigen Happen landeten schnell in ihren Schüsseln, sie fügten noch etwas süß-saure, scharfe oder Soja-Soße hinzu und schmausten vorzüglich bis das letzte rohe Stück verarbeitet und verspeist war. Am nächsten Morgen nahmen sie schweren Herzens von ihrem Zimmer und der Terrasse Abschied und schwangen sich erneut auf die Roller.
Sie rollen und rasen, sie bremsen und schleichen
der Weg ist weit, die Sonne brennend heiß
die Roller geben alles und wer weiß
schaffen sie es, ihr großes Ziel zu erreichen?
Noch ein Land mehr, schon 5000 Kilometer
Kambodscha empfängt sie freudig und schön
schau links und rechts, es gibt so viel zu sehn
in dem Hotelzimmer ruhen sie dann später
Mal kürzer, mal weiter und auf großen Straßen
Grenze, das Visum, gestempelt, bezahlt,
Riel und die Dollar; Dong ist nun alt
auf spärlichen Wegen und holprigen Gassen
An der Grenze zum neuen Land ging alles gut, große Freude! Niemand interessierte sich für die beiden Roller, man würdigte sie keines Blickes. Trotz der langen Strecke von Ho-Chi-Minh-City bis nach Kratie gab es keine Schwierigkeiten. Und Kambodscha hieß sie mit reichlich Natur, verzierten Holzhäusern und duftenden Küchen willkommen. Einen Regenschauer derbster Sorte warteten sie spontan unter dem schmalen Vordach eines kleinen Ladens ab und bekamen unter den wachsamen Augen der vielen Kinder zwei Stühle angeboten. Trockenen Fußes erreichten sie am Abend das Tagesziel und freuten sich zu später Stunde über ihre gefüllten Teller, die so anders als in Vietnam mehreren Geschmacksknospen gleichzeitig schmeichelten. Nach einem Ruhetag am Mekong schlängelten sie sich einen Tag später gemeinsam mit dem gewaltigen Fluss durch die grüne Landschaft. Die Straßen waren selten vergleichbar mit Vietnams Highways. Ständig zuckelten sie über elendig lange Baustellen und mussten ganz schön aufpassen, dass sie nicht von LKWs, Autos oder Bussen umgerammelt wurden. Mit lauten Getöse rasten die schnelleren Fahrzeuge links an ihnen vorbei. Langsamere Passanten wurden je nach Situation rechts oder links überholt, eben da wo gerade Platz war. In den Städten sammelten sich die Reiselustigen unfreiwillig an den seltenen Ampeln und verursachten so manchen langen Stau. Dann waren Deborah und Sven mit ihren wendigen Bikes klar im Vorteil, schlüpften durch beengte Lücken und nutzten die staubigen Ränder der Fahrspur, um weiterzukommen. Eine Nacht verbrachten die beiden in Kampong Cham, bevor sie am folgenden Tag nach einer siebenstündigen Fahrt Siem Reap erreichten. Sie waren durchgeschwitzt, durstig und mit Dreck übersät. Sitzen konnten sie schon lange nicht mehr. Am Morgen hatten sie sich kurz Zeit genommen, um sich im Internet einige Hotels anzuschauen. Bei aller Vielfalt konnten sie dennoch recht schnell einen Favoriten ausmachen und steuerten diese Adresse zuerst an. Das Zimmer war wie erwartet sehr geschmackvoll eingerichtet und hell. Auf dem Balkon konnten sie den üppigen Garten überblicken. Schon waren sie verliebt. Vor Ort sollte die Übernachtung etwas mehr als im Internet kosten, wodurch sie den freundlichen Besitzer noch ein bisschen bearbeiten mussten. Schließlich einigten sie sich auf den günstigeren Preis und bezogen fröhlich das Zimmer.
Jeder Tourist, der Kambodscha bzw. Südostasien besucht, ist auf jeden Fall einmal in Siem Reap zu finden. Die niedliche Stadt mit dem gewaltigen Überangebot an Restaurants, Hotels und Bars ist dabei sehr verlockend, dient jedoch vorrangig dem Zweck des Besuches von „Angkor Wat“. „Angkor Wat“ ist mit über zwei Quadratkilometern Fläche und 200 erhaltenen Tempeln die größte Tempelanlage der Welt, natürlich auch Weltkulturerbe und zählt zu den bedeutendsten Heiligtümern Asiens. Zwischen 1113 und 1150 wurde die Stätte als Huldigungsort des Hindugottes Vishnu erbaut. Heute schützen buddhistische Mönche das angesehene Prachtstück und nutzen es als Kloster. Auch Deborah und Sven wollen sich diesen weltweit bekannten Ort keinesfalls entgehen lassen und werden sich morgen auf die besondere Entdeckertour begeben.
Was es alles in „Angkor Wat“ zu sehen gibt und wie es uns gefallen hat, lest Ihr dann im nächsten Bericht!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo, ich bin mal gespannt, wie viele verschiedene Gerichte ihr am Ende eurer Reise genossen habt. Eine Zählung dafür wäre wahrscheinlich nervig, aber auch interessant. Noch eine Frage: Zeigt das Bild 6 von 8 in der Mitte eures Beitrags die amerikanische Botschaft? Es gibt da so ein bekanntes Bild vom 30.04.1975, das die Evakuierung der letzten Amerikaner zeigt… . Grüße, Samuel
Hi, ja das mit dem Essen ist eine gute Frage! Ich habe sogar eine riesige Excel-Tabelle, in die ich alle Ausgaben eintrage (eben auch das Essen). Meistens gibt es hier in Asien aber Reis mit Gemüse oder Reis- oder Instantnudeln aus der Pfanne, wir freuen uns immer über jede andere Abwechslung!
Zu dem Bild, das ist der Wiedervereinigungspalast. Die ehemalige amerikanische Botschaft, von wo die letzten Amerikaner per Hubschrauber evakuiert wurden, wurde bereits 1998 abgerissen. Beste Grüße! 🙂