

Lasst die Vorbereitungen beginnen.
Wir haben eine weitere Kartoffelsaison beendet. Die Wochen flogen nur so dahin. Außer Arbeiten, Duschen, Essen und Schlafen ist nicht viel passiert. Auch nachdem alle Kartoffeln aus der Erde geholt waren, hatten wir noch einige Wochen bzw. Monate gut zu tun. In der Halle mussten tonnenweise Erdäpfel über die Bänder gejagt, aussortiert und nach Größen eingeteilt werden. Dann war der Großteil geschafft, sodass wir nun Zeit hatten, um für Adam zu arbeiten. Sein riesiges Grundstück brauchte ständig Pflege und er hatte immer wieder neue Ideen parat, was man alles noch so umsetzen und verbessern könnte. Vieles hatte mit Holz zu tun. Die unzähligen großen Bäume auf dem Grundstück, vornehmlich verschiedene Arten von Eukalyptus, fielen Stürmen zum Opfer, wurden alt und morsch und mussten deswegen entfernt werden. In diesem Zug konnten wir sie direkt zu Feuerholz verarbeiten. Den gesamten Vorrat an Feuerholz hat dieser gute Mann nun uns zu verdanken. Jedes einzelne Stück haben wir aus dem Wald geholt, in der Hand gehabt, gesplittet oder gesägt und geschichtet, sodass nun wieder ein guter Vorrat für die nächsten zwei bis drei Jahre vorhanden ist. Dabei sind uns natürlich so einige Tierchen begegnet. Neben Spinnen unterschiedlichster Farbe und Größe waren es viele Käfer, einige Frösche, Horden von Ameisen, madige Würmer, elegante Wespen, Scharen von Termiten, schimmernde Eidechsen und hier und da ein paar kleine Mäuse. Schlangen waren glücklicherweise nicht dabei, aber auf diese unberechenbaren Viecher können wir auch gern verzichten.
Damit war die Pflege des Grundstücks allerdings bei Weitem noch nicht erledigt. Jede zweite Woche musste das gesamte Areal gemäht werden, was wir mit zwei „Zero-turn Toros“ erledigten. Diese Dinger machten Laune und waren ziemlich schnell. In zwei bis drei Stunden schafften wir es, zu zweit die wichtigsten Flächen zu bearbeiten, und freuten uns, auch mal eine Arbeit im Sitzen ausführen zu können. Danach stand meist das Schärfen der Blätter wieder an, da wir unweigerlich einige Stöcke mitnehmen und zerhäckseln mussten.
Weiter ging es mit den vier Seen. Damit die Fliegenfischer auf ihre Kosten kommen würden, sollten die Gewässer möglichst frei gehalten werden von Algen, umgestürzten Bäumen und hohem Gras. Das war kein leichtes Unterfangen, da der Algenteppich teilweise ordentliche Ausmaße annahm. Adam versuchte, mit seinem Freund per Boot und einem breiten Unterwassercutter, die meisten Störenfriede zu erwischen. Dann warteten wir einen kräftigen Wind ab und harkten nun stundenlang die schweren nassen Algen aus dem See. Am Rand, wo das Boot die Algen nicht erreichen konnte, mussten wir mit Unterwassertrimmern nachbessern.
Auch die massigen Brombeersträucher waren sozusagen ein Dorn im Auge. Überall sprießten sie aus dem Boden und nahmen ganze Landstriche ein. Man wurde sie einfach nicht los. Mit einem Giftgemisch bewaffnet, zogen wir los und sprühten die jungen grünen Blätter ordentlich ein. Ein paar Wochen später sah man das Ergebnis, alles war braun und tot. Zumindest das Gras um die Sträucher herum, die Blätter der Brombeeren wuchsen weiter munter vor sich hin. Da müssen wir wohl nochmal mit härteren Mitteln ran.
Neben den anstrengenden Aufgaben gab es natürlich noch die angenehmeren „Bastelaufgaben“. Da sollten wir mal aus zwei alten Hängern für das Boot einen guten Hänger zusammenbauen. Oder wir fertigten aus einem alten Tischgestell eine schöne Werkbank an. Knapp zwei Wochen brauchten wir für eine komplette Hundehütte mit Sonnendeck. Dann kümmerten wir uns noch um die Abwassererneuerung der Außentoilette und gaben ihr einen neuen Anstrich. Die Sitzbänke für müde Fischerbeine mussten ebenfalls erneuert werden. Und die Himbeeren im Gartenbeet wurden durch unglaublich schwere Redgum-Balken als Zugangsweg ergänzt.
In Bungaree waren wir nun schon so bekannt, dass wir manchmal bei anderen Leuten Feuerholz splitten und stapeln konnten, weiteren Kartoffelfarmern beim Sortieren der Kartoffeln aushalfen, an der Abfüllmaschine für kleine Kartoffelsäcke arbeiteten und auch mal niedliche Lämmer mit Bierflaschen voll warmer Milch fütterten. Ein Kollege brauchte Hilfe beim Gartenzaun aufbauen oder etwa Ziegel abtransportieren.
An den Wochenenden versuchten wir, ein paar Ausflüge zu machen und die Besorgungen zu erledigen. Wunderschöne Eukalyptuswälder warteten auf uns, einige Seen und Wasserfälle konnten wir in der Nähe besuchen, große Grassbäume bestaunen und bunte Vögel beobachten. Letzte Woche hätten wir beinah einen süßen Koala in der Kiefer übersehen. Wer würde auch einen Eukalyptus-liebenden Beutelsäuger auf dem Ast eines Nadelbaumes vermuten? Genauso wenig haben wir einige Tage zuvor „unseren“ Koala auf der Straße vor Adams Grundstück vermutet. Nach dem Feierabend wollten wir nochmal schauen, ob das Weibchen noch auf dem gleichen Baum hockt. In dem Moment, als wir über den Koala gesprochen haben, blieben uns die Worte im Hals stecken. Eigentlich hatten wir gar nicht damit gerechnet, den Koala an diesem Tag zu Gesicht zu bekommen, da er sich immer sehr gut in den hohen Bäumen versteckt. Aber gerade, als wir die Ausfahrt verlassen wollten, schob sich das träge graue Bündel unter dem Eingangstor der Nachbarn hindurch. Wir waren natürlich sehr perplex. Schon einen Koala auf dem Boden zu sehen, ist eine echte Rarität. Doch es kam noch heftiger. Das arme Tier hatte nicht damit gerechnet, auf die großen Hunde des Nachbarn zu treffen. Mit lautem Gebell und aggressiven Annäherungsversuchen liefen diese zu ihrer Bestform auf und wirkten so, als hätten sie selbst noch nie eine solche Kreatur gesehen. Sie zwickten sogar nach dem kleinen Koalabären, sodass wir irgendetwas tun mussten. Mit lauten Befehlen waren die Hunde nicht klein zu kriegen. Deborah schnappte sich also einen Stock und hielt damit die Hunde auf Abstand, während Sven das Grundstück betrat und den Eigentümer aus seiner Werkstatt holte. Als die Hunde zurück gepfiffen wurden, schnellte der Koala in beachtlicher Geschwindigkeit auf den nächsten Baum. Leider war dieser gerade der einzige tote Baum in der Umgebung, während alle anderen Bäume tolle grüne Blätter liefern würden. Der Nachbar versicherte uns, die Hunde für ein paar Stunden lang weg zu sperren. Nun konnten wir nur noch das Beste hoffen und waren natürlich stolz auf unsere Rettungsaktion.
Wenn wir nicht gerade outdoors unterwegs waren, besorgten wir über verschiedene Webseiten und Telefonanrufe das nötige Zubehör für die Generalüberholung unserer Tilly. Das war zuweilen ein richtig anstrengendes und nervenaufreibendes Unterfangen. Da die in der Nähe verfügbaren Läden ziemlich hoffnungslos waren und wir spezielle Sachen für den Ausbau unseres Landcruisers brauchen, mussten wir uns online auf die Suche begeben. Sven recherchierte mit seiner Engelsgeduld stundenlang, tagelang, monatelang nach den besten Stoffen, Marken, Hölzern, nötigem Bergeequipment, Sitzen, Armlehnen, Spiegeln, Fenstern, Markisen, Farben, Heizungen, Warmwassersystemen, Pumpen, Tanks und vielem mehr. Oft war das gar nicht einfach, denn die australischen Webseiten sind fast immer so simpel aufgebaut, dass man nichts finden kann. Die Auswahl ist sehr beschränkt, da fast keine Waren in Australien selbst hergestellt werden. Wenn wir uns letztendlich für ein bestimmtes Produkt entschieden haben und der Bestellvorgang abgeschlossen ist, gehen die Sorgen erst los. Häufig sind die Waren nicht auf Lager, was wir aber erst mitbekommen, wenn wir bezahlt haben. Dann ruft uns Tage später jemand von der Firma an und möchte wissen, ob wir denn für die zwei bestellten Produkte auch zweimal Versandkosten zahlen können, da sie aus unterschiedlichen Warenhäusern kommen. Da bleibt uns ja keine Wahl. Auf die Rückfrage, ob die beiden Sachen denn überhaupt vorrätig sind, weiß der Anrufer erstmal keine Antwort. Er ruft zurück und übermittelt uns die Lieferzeit von mehreren Wochen. Und so läuft das fast bei jeder Bestellung. Preise sind ebenfalls nicht immer verfügbar, man soll doch bitte anrufen. Tun wir dies, so hören wir am Telefon überforderte MitarbeiterInnen, die uns nicht einmal die Preise ihrer Produkte sagen können, geschweige denn Versandkosten und aktuellen Bestand. Nähere Nachfragen zu den Artikeln brauchen wir also gar nicht erst zu stellen.
Doch das ist noch nicht alles, was erledigt werden muss. Nebenbei versuchen wir, gebrauchte Gegenstände zu verkaufen und lassen momentan unsere weisse Dame von einem Autorestaurateur bearbeiten. Durch den ganzen Rost an der Verbindung zum aufgesetzten Glasfaserdach, hatten wir zuletzt bei etwas Sturm schon die Sorge, das ganze Dach zu verlieren. Also mussten wir handeln und haben viel herumgefragt. Niemand wollte gern diesen Job übernehmen. Schlussendlich haben wir doch noch einen netten Kerl gefunden, der nun schon das Dach abgenommen und den Rost soweit möglich entfernt hat. Ein neuer Stahlrahmen ziert nun die Verbindungskante zum Dach. Dieser muss noch richtig verschweißt werden, bevor das Dach wieder drauf kann. Zum Schluss wird noch neu lackiert und ein weiterer Rahmen um das Dach herum gebaut, damit wir dort unser Solarpanel, die Sandtracks und die Markisen befestigen können. Hoffentlich bekommen wir unser Auto in der nächsten Woche wieder zurück, um endlich mit den Arbeiten zu beginnen. Den gesamten Ausbau haben wir schon entfernt, auch das Dach wurde von allen Halterungen und dem alten grauen Teppich befreit, komplett abgeschliffen und die Löcher wieder ausgebessert. Bald werden wir damit beginnen, im Innenraum den gesamten Boden abzuschleifen, mit Rostschutzfarbe und Lack zu behandeln und dann die Isolation zu verkleben. Stück für Stück geht es danach an das Einbauen der Bodenplatte, des Wassersystems, der Heizung samt Dieseltank, sowie der gesamten Möblierung. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Wir hoffen, dass wir den gesamten Umbau bis Weihnachten gewuppt haben werden. Da liegt ein gutes Stück Arbeit vor uns. Wenigstens wird es in Bungaree nun endgültig wärmer, sodass wir bei den Arbeiten wenigstens nicht frieren müssen.
8 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Ihr Beiden! Ihr seid mittlerweile richtige Farmer wie es klingt. Gibt es überhaupt noch etwas, was Ihr Euch nicht zutraut? Respekt! Alles Liebe Eure Muttsch
Hey Muttsch, ja wie Farmer fühlen wir uns schon eine Weile. Da gehören viele verantwortungsvolle Aufgaben dazu 😊 Jetzt müssen wir nur noch den Ausbau der Tilly meistern. Grüße nach Chemnitz 😘
Hallo ihr Zwei,
Schön mal wieder einen Bericht von euch zu lesen.
Auch bei euch im Moment Alltag pur arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten !!! Zum Glück ist bei euch auf dem Lande Corona nicht ganz so präsent.
Hoffentlich hält euer altes Autogestell alle neuen Teile aus 😂 Wir hoffen nur das ihr mit euren neuen Schmuckstück trotz Corona mal weiterreisen könnt . Gibt es schon einen groben Termin?
Der Koala ist goldig. Mutig von euch ihn zu retten ihr Helden😇
Der Herbst geht bei uns langsam in Winter über. Nachts haben wir schon Minustemperaturen.
Liebe Grüße aus dem kühlen Deutschland ins sommerliche Australien.
Eure Ellis
Hallo ihr,
nun sind bei euch schon wieder die ersten Frühlingsanzeichen zu bemerken und bei uns wird es langsam wieder herbstlich.
Die Tilly nimmt nun immer mehr Gestalt an, wobei immer noch so einige Ideen umgesetzt werden wollen. Wohin es uns nach dem fertigen Ausbauen verschlägt, wissen wir nun auch noch nicht. Das Land ist ja groß genug, um immer wieder neue Sachen und Gegenden zu entdecken.
Liebe Grüße an alle in das schöne Pulsnitz 😉
Hallo, habe endlich mal euren Bericht gelesen. Ihr hattet ja einiges zu tun; an Arbeit scheint es nicht zu mangeln. Ein schönes kleines “Haus” habt ihr da aus Feuerholz gebaut (erste Bildreihe)! Der Umbau des Autos kommt auch voran. Lässt sich denn auch etwas von dem, was vorher drin war, wiederverwenden oder wird alles verkauft/entsorgt und der Innenbereich zu 100% neu ausgestattet?
Hallo, und wir antworten endlich mal auf deinen Kommentar 😉
Ja, Arbeit gibt es hier immer. Das Holzhaus stand zum Glück schon vor uns da, wir haben es „nur“ neu bestückt und randvoll gemacht für die nächsten Jahre.
Bei der Tilly wird schon das meiste neu eingebaut, aber natürlich versuchen wir alles, was noch gut ist und gefällt, wieder zu verwenden. Zu Beginn unserer Zeit in Australien hatten wir ja schon einige Dinge gekauft, die sich gut bewährt haben und auch in die neue Tilly wieder einziehen dürfen.
Lg nach DD 😊
Kleinen Gruß am Sonntag, war heute mal nicht in Friedersdorf. Ich kann auch nur hoffen, daß das dann alles ist von den Reparaturen an der Tilly.
Habt ne schöne neue Woche! Der Vater und Martina.
Hallo ihr,
nun ist schon wieder Sonntag, die Zeit rennt. Wir werden bald mal wieder ein Update zum Umbau erstellen, da könnt ihr den jetzigen Stand der Dinge betrachten. So ein großes Vorhaben will schon gut vorbereitet sein.
Euch einen schönen Sonntag und eine gute neue Woche! Lg nach Sachsen 😉