

Großstadthopping
Die Raketen knallten durch die Luft. Es war dunstig warm und die Menge schwitzte. Nach dem gemeinsamen Countdown brach der Jubel aus. Überall war ein „Happy New Year“ zu hören. Menschen fielen sich gegenseitig in die Arme und wünschten den Anderen das Allerbeste für das anstehende Jahr. Nebenbei hielten unzählige Hände Smartphones in die Höhe, um das Spektakel aufzuzeichnen. Das einzige Feuerwerk der Stadt begeisterte die Einwohner Kuala Lumpurs genauso sehr wie die vielen Touristen. Vor den bekannten Petronas Towers sammelten sich alle Schaulustigen für den Jahreswechsel – und das waren allerhand Leute!
Deborah und Sven hatten sich rechtzeitig auf den Weg gemacht, um nach dem Abendessen zu Fuss in die Stadt zu laufen. Sie kamen durch eine etwas ärmliche Wohngegend, die mitten in der Metropole lag. Dann ging es nicht mehr weiter, weil eine Autobahn den Weg in die Innenstadt versperrte. Hinüber konnten sie nur mit der Metro fahren. Also ab zur nächsten Station, zwei Tickets lösen und warten. Die erste Bahn war brechend voll. Es fanden gerade mal fünf weitere Menschen durch langes Schubsen und Drängeln Platz. Das Sicherheitspersonal hatte alle Hände voll zu tun. Die nächste Bahn sah nicht viel besser aus, doch diesmal schafften es die beiden. Zum Glück mussten sie nur eine Station zurücklegen. Dann strömte die Menschentraube aus den Türen, den Ausgängen entgegen. Unter freiem Himmel angekommen, konnten sie kaum treten. Alles war voll und ein übelster Lärm schwallte ihnen entgegen. Händler verkauften bunte Tröten und diese wurden von den Käufern fleißig benutzt.
Die Masse bewegte sich auf die Towers zu. Jeder der entgegenkam hatte so gut wie keine Chance. Eingequetscht stolperten die beiden Weltenbummler dem Park entgegen und fanden schließlich ein annehmbares Plätzchen mit guter Sicht auf die Bühne, die Towers und das Feuerwerk. Auch sie machten ein paar Bilder, freuten sich über die farbigen Geschosse und wünschten sich alles Gute im neuen Jahr.
Das wünschen wir auch Euch, liebe Leserinnen und Leser, auf dass Eure Träume in Erfüllung gehen, Ihr jemanden habt, um neue Abenteuer, lautes Lachen, gelegentliche Langeweile und den normalen Alltag zu teilen und Gottes Bewahrung auf all Euren Wegen!
In Kuala Lumpur gibt es natürlich noch viel mehr zu sehen, als „nur“ die Petronas Towers, die mit ihren 452 Metern und der markanten Skybridge als zweistöckige Verbindung bis zum Jahr 2004 als die höchsten Türme der Welt bekannt wurden und heute noch die höchsten Zwillingstürme weltweit sind. Deborah und Sven begannen ihre Reise durch die Stadt mit Chinatown, einem geschäftigen Viertel, das durch allerhand Verkaufsstände von Klamotten und Accessoires über Snacks bis hin zu technischen Kleinigkeiten lockt. Sie schlenderten durch die Gassen, schauten hier und dort und feilschten aus Spaß um ein paar Sonnenbrillen. Eigentlich brauchten sie nichts und durften auch nichts kaufen, da der Ballast für die nächsten Monate dann nur größer werden würde. Also ging es weiter zur Nationalmoschee „Masjid Negara“, die sie zufällig genau um 15 Uhr betraten. Ab diesem Zeitpunkt hatte das Islamische Gotteshaus eine Stunde lang die Türen für Besucher geöffnet. Männer mit kurzen Hosen und alle Frauen bekamen einen lila Umhang, der mit Kapuze und bodenlangem Stoff die Haut verdeckte. Mit diesem Gewand schauten sich die beiden Reisenden den inneren Teil der modernen Moschee an und liefen dann zügig wieder dem Ausgang entgegen, um in ihren schönen Kleidern nicht zu überhitzen. Erstmal einige Schlucke Wasser und kurz Ausruhen.
Der Weg führte sie weiter an dem Planetarium und Nationalmuseum vorbei bis zum Viertel „Little India“. Durch den nicht unerheblichen Anteil an indischen Mitbürgern ist der Einfluss in der Stadt stark zu spüren. Sie fühlten sich in ihrer Reise um ein paar Monate zurück versetzt, erkannten einige Produkte wieder und gingen schließlich weiter zur nächsten Einkaufsmeile. Die Wege für Fussgänger sind in Kuala Lumpur recht chaotisch zusammengestellt, was unsere Touristen dazu veranlasste, ab und zu den schmalen Gehweg der Autobahn zu nutzen. Dabei waren sie sicherlich recht fehl am Platz, doch andere Möglichkeiten taten sich oft nicht auf. Erklären konnten sie sich diesen Umstand nur mit dem warmen Wetter und der daraus resultierenden Lauffaulheit der Bewohner der Stadt. Die günstigen Motorroller sind deshalb ein wunderbares Fortbewegungsmittel, das häufig und mit Leidenschaft genutzt wird. Auf Umwegen kamen die beiden bis zum Einkaufszentrum und irrten neugierig umher. In diesem Riesenangebot konnte man nur verwirrt in eine Richtung laufen und hoffen, dass entweder ein interessanter Laden lockt oder eine Rolltreppe zur nächsten Etage führt. Der Schwerpunkt der vielen, vielen Shoppingtempel ist Mode und Genuss. Vor allem sind den kulinarischen Köstlichkeiten keine Grenzen gesetzt. Ob süss oder herzhaft, Trinken oder Essen, günstig oder edel, an jeder Ecke laden herrliche Düfte und schön hergerichtete Teller dazu ein, in Versuchung zu geraten. Und nachdem der Gaumen befriedigt wurde, kann die Suche nach neuen Schuhen, Klamotten, Uhren oder Handtaschen – eventuell von Gucci – beginnen. Läden über Läden auf meist zehn oder mehr Etagen sind keine Seltenheit. In Kuala Lumpur ist ebenso eines der größten Einkaufszentren der Welt zu finden. Wenn man die Stadt erkundet, entdeckt man nahezu an jeder Ecke eines.
Der nächste Tag führte die beiden durch die Stadtgeschichte und damit zunächst zum „Merdeka Square“, dem Unabhängigkeitsplatz der Stadt. Hier wurde 1957 die Unabhängigkeit ausgerufen und damit die Britische Kolonialzeit beendet. Im angrenzenden Stadtmuseum informierten sie sich über die Geschichte, die Gegenwart und zukünftige Projekte der Stadt. Ein riesiges Modell mit einer beeindruckenden Lichtshow half ihnen dabei. Bis 2020 soll beispielsweise ein Riesenturm gebaut werden, der über 600 Meter in den Himmel ragen wird. Das neue Wahrzeichen für Kuala Lumpur? Ein weiterer Besuch in ein paar Jahren lohnt sich also in jedem Fall!
Nicht weit vom Platz der Unabhängigkeit befindet sich die „Masjid Jamek“, eine der ältesten Moschees der Megacity. Diesmal durften sie in roten Umhängen hinein. Viel gab es nicht zu sehen, da der eigentliche Gebetsraum Muslimen vorbehalten ist. Weiter ging es zur nächsten Shoppingmall, schon allein, um sich im klimatisierten Gebäude abzukühlen. Dort gab es dann auch das Abendessen. Auf dem Weg kamen sie an sehr vielen Hochhäusern vorbei. Sven schwärmte schon lange nicht nur von Camembert, von dem er sogar träumte, sondern auch davon, in einem Hochhaus in die oberste Etage zu fahren und den Ausblick kostenfrei zu genießen. Bisher gestaltete sich dies als sehr schwierig, da man meist eine Genehmigung brauchte, um durch die Schranken zu den Aufzügen zu gelangen. Sie fanden aber ein Hochhaus einer Bank, das eher verlassen war. Die Sicherheitsmänner ließen sie passieren. Im Aufzug drückte Sven die 30 und sie schwebten nach oben. Etage Nummer 30 empfing sie mit leeren Büroräumen, die aussahen, als seien sie schon seit Jahren nicht benutzt worden. Ungestört konnten sie durch die Räume laufen und die Stadt von oben betrachten. Nach einer Weile störte nur der unangenehme Geruch und die Hitze. Sie fuhren also wieder runter. Am Abend sollte im Park vor den Zwillingstürmen eigentlich eine Lichtshow starten. Deborah und Sven warteten geduldig auf einer Brücke – und warteten. Leider tat sich nichts. Nach mehr als einer Stunde gaben sie es auf und machten sich auf den Heimweg. Unterwegs mussten sie sich gegenseitig immer wieder an das eigenartige und ziemlich eklige Erlebnis im Park erinnern und lachen. Von ihrem Plätzchen aus konnten sie die Passanten unten auf dem Gehweg beobachten. Unter ihnen waren zwei indische Frauen in Saris, die zu einer kleinen Familie gehörten. Sie standen eine Weile herum und waren sich nicht einig, wohin sie als nächstes gehen sollten. Dann kapselte sich eine ältere Frau ab, stellte sich an den Wegesrand und stand plötzlich ganz still. Nach einigen Sekunden lief sie davon und hinterließ eine große Pfütze. Deborah und Sven trauten ihren Augen kaum. Die Frau hatte wirklich im Stehen ihr Geschäft gemacht und mitten im Park ihre Duftspur hinterlassen. Irgendwie typisch indisch, das hatten sie ja fast schon vermisst.
Zwischendurch gab es auch ruhigere Tage, an denen das Pärchen lange ausschlief, dann ein Mittagessen ausfindig machte und anschließend in einen Park spazierte, von wo man die Towers sehen konnte. Auch Silvester lief zunächst entspannt ab. Mittelpunkt des Tages waren zwei Teller, die mit dem herrlichsten Sushi beladen waren und langsam und genüsslich verspeist wurden. Danach eine Schoko – Zimtschnecke mit Kaffee. Und der Jahresrückblick, den sie gemeinsam im Bett anstellten und das Jahr 2017 auswerteten. Sie hatten so viele tolle Sachen erlebt, für die sie unendlich dankbar sind! Was würde sie wohl in 2018 erwarten? Auf jeden Fall viele Länder und Orte, Abenteuer und weitere schöne Erlebnisse.
Ein weiterer Tag wurde mit Pläne schmieden, Flug buchen und Visa beantragen gefüllt. Dann konnten sie im Waschsalon um die Ecke noch ihre Berge dreckiger und müffelnder Wäsche innerhalb von nur einer Stunde gegen warme und wohlriechende Klamotten eintauschen. Was für eine Freude so eine Waschmaschine und ein Trockner sein können! Die beiden futterten am Straßenstand noch einen Burger und einen Hotdog und schon war der Tag wieder vorbei.
Gestern Abend um 23:45 Uhr brachte der Bus Deborah und Sven nach Singapur. In dem teuren Stadtstaat werden sie vier Nächte verbringen. Die Busfahrten können manchmal sehr anstregend sein. Auch von Krabi in Thailand sind sie mit dem Bus nach Malaysia gefahren. Die Fahrt war eine ziemliche Tortour. Sie wurden damals mit dem Auto in Krabi von der Unterkunft abgeholt und zu einem Hostel gefahren. Dort sammelte sie nach ein paar Minuten ein Minibus ein. Dieser fuhr sie dann in eine Stadt in Grenznähe. In der Stadt warteten sie drei Stunden, kletterten dann in einen weiteren Minibus, um bis zur Grenze zu fahren. Dort mussten sie natürlich aussteigen und die Formalitäten bewältigen. Jetzt war ein großer Reisebus dran, der bis zur malaysischen Immigration fuhr und wieder mussten sie raus. Jedes Mal mit vollem Gepäck. Es könnte ja sein, dass jemand das Gepäck scannen möchte. Nach dem Stempel und dem Scan wieder rein in den Bus. Endlich Ruhe und freie Fahrt, aber fast stündlich ein Stop wegen unerklärlicher Sachen. Eine richtige Pause war nicht darunter. Völlig übermüdet kamen sie am Morgen gegen sechs Uhr an und hofften auf Kulanz der Check-In Zeiten des Hotels. Der Rezeptionist war mit ihnen gnädig und sie bezogen erleichtert ihr Zimmer.
Im Gegensatz dazu konnten Deborah und Sven heute Morgen nach der Busfahrt nach Singapur nicht so problemlos ihr Zimmer beziehen. Um sich eine Übernachtung in der teuren Stadt Singapur zu sparen, hatten sie den Bus für 23:45 Uhr gebucht. Beim Check-Out gestern um 12 Uhr konnten sie ihre Rucksäcke im Hotel einschließen lassen. In Kuala Lumpur fehlte ihnen für einen umfassende Touristenbesuch mit allen Highlights noch die Besichtigung der “Batu Caves“. Die Kalksteinhöhlen liegen etwas außerhalb der Stadt. Ein Zug brachte die beiden Deutschen dorthin. Sie erklommen die lange Treppe, die von zahlreichen Affen und einer riesigen Buddhastatue bewacht war, und besichtigten in einer guten Stunde die großen Höhlen mit den hinduistischen Tempeln. Die beiden waren gegen sechs Uhr am Abend zurück in der Stadt an und vertrieben sich irgendwie die Zeit bis Mitternacht. Dann kam endlich der Bus, der sie heute Morgen um sieben Uhr wieder ausspucken sollte. Dazwischen lagen Stunden ohne Schlaf und erneut die Grenzkontrolle, bei der die Rücksäcke durch das lange Anstehen immer schwerer wurden. Nach dem Stempel, dem Scan der Daumen und der Gepäckkontrolle nahmen alle wieder ihre Plätze im Bus ein. Eine halbe Stunde später hatte der Bus die Endstation in Singapur erreicht. Hier hieß es dann Geld holen und einen Linienbus zum Hotel finden. Sie standen eine Stunde später vor dem Tresen des Hotels. Der schmale Mann dahinter war eher muffelig und ziemlich unfreundlich, befahl den beiden, das Gepäck in einer Ecke zu verstauen und um 14 Uhr wieder zu kommen. Enttäuscht ließ sich das Pärchen zunächst in das Sofa fallen. Sie waren so müde. Jetzt mussten sie aber noch sechs Stunden herumkriegen. Sie entschieden sich für einen Spaziergang zum Stadion, durch die Einkaufsmeile und zum Asiarestaurant dritter Klasse. Dann schlappten sie zurück zum Hotel, warfen in dem kleinen Zimmer die Klimaanlage an und kuschelten sich erledigt in das Bett. Eine weitere Nachtfahrt steht ihnen am Sonntag bevor, dann geht es zurück nach Kuala Lumpur. Warum schon wieder KL? Der einzige Grund ist ein günstigerer Weiterflug nach Hanoi, den sie am Montag vor sich haben. Aber bis dahin gibt es erstmal einige Dinge in Singapur zu sehen.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Nun ist das neue Jahr schon 6 Tage alt und wir haben den ersten neuen Beitrag von euch.
Was wird dieses Jahr alles für euch und uns bereit halten?
Hoffentlich beste Gesundheit für uns alle. Euch wünschen wir neue Begegnungen mit interessanten Menschen, weiter tolle Aufnahmen, wenig Ärger und für uns alle spannende Beiträge und Bilder von euren Erlebnissen. So wird das Jahr ohne euch wie im Flug vergehen.
Also guten Start 2018 !
Eure Ellis
Etwas verspätet nochmals vielen Dank für die guten Wünsche! Euch wünschen wir auch das Allerbeste, dass die Zeit ohne uns mit wenigen Sorgen und viel Ruhe schnell vergeht und ihr immer behütet bleibt! Bis bald 😉