

Über staubige Pisten zurück ans Meer.
Nach unseren schönen Wandertagen in den Flinders Ranges stand nun wieder etwas mehr Auto fahren auf dem Plan. Wir steuerten den legendären „Oodnadatta Track“ an, eine über 600 Kilometer lange Outbackpiste mit sehr wenig Infrastruktur, aber viel Staub, Sand und Corrugations. Mit diesen festgefahrenen Sandwellen in der Piste hatten wir zuvor schon Bekanntschaft gemacht und wussten daher, dass ein bisschen weniger Reifendruck die ganze Sache etwas entspannter machen würde – für die Tilly und auch für uns Insassen. Zuerst steuerten wir Marree an, die zunächst letzte kleine Anhäufung von Zivilisation. Dort tummelten sich die abenteuerlustigen Touristen, viele mit riesigen offroadfähigen Caravans, die sie über die ganze Piste schleifen würden. Am Pub fanden wir zwischen den eng stehenden Wohnungen auf Rädern noch ein kleines Plätzchen für uns und sahen die längste und am hellsten glühende Sternschnuppe, die wir je gesehen hatten. Der Sternenhimmel war durch das nicht vorhandene Licht von Städten unglaublich schön!
Am nächsten Morgen stärkten wir uns mit Kaffee und Aufbackbrötchen, bevor wir die traditionelle Handelsroute indigener Stämme abfahren würden. Natürliche Quellen und Wasservorkommen machten die Strecke zu einer beliebten Route auch für den Entdecker John McDouall Stuart im 19. Jahrhundert. Einige Gleisanlagen und Telegrafenstationen deuteten auf die rege Nutzung hin, denn der Oodnadatta Track wurde später ebenso für die Ghan Bahnlinie und als Überlandtelegrafenlinie genutzt. Zum Glück hatte sich der Zustand des Tracks zuletzt gebessert. Einige Tage zuvor war er noch geschlossen, was bei viel Regen ab und zu der Fall sein konnte. Dann wurde die gesamte Sandpiste zu einer Matschnummer und niemand durfte die Strecke befahren. Besonders die Autos mit Anhängern liefen dann Gefahr, durch Schlingern und Rutschen Unfälle zu bauen oder ihren Anhänger im tiefen Schlamm buchstäblich zu versenken. Auf den nächsten fast 100 Kilometern sahen wir nicht viel außer rote Erde und Staub von vorbeifahrenden und vorausfahrenden Autos. Ein Emu fand uns wiederum interessant und lief in einer irren Geschwindigkeit ein paar hundert Meter mit uns mit. Dann kamen wir am Lake Eyre vorbei, den mit seinen fast zehn Quadratkilometern Fläche größten Salzsee Australiens und zugleich ist er einer der größten der Erde. Wir hatten einen guten Moment abgepasst, denn der See führte momentan recht viel Wasser. Leider sahen wir von unserem Spot aus nur einen kleinen Bereich des südlichen Teils. Wahrscheinlich konnte man sich nur mit einem Rundflug über den See die schiere Größe richtig vor Augen führen. Bei William Creek verließen wir nun schon den Oodnadatta Track und bogen auf einer weiteren Sandpiste Richtung Coober Pedy ab. Als der Tag sich langsam dem Ende neigte, suchten wir uns ein nettes Plätzchen am Rand des Weges und machten es uns dort gemütlich. Die goldenen Farben des Sonnenuntergangs waren wieder einmal traumhaft.
Zum morgendlichen Kaffee eröffneten wir diesmal die Müslibar und aßen unsere Portion im Stehen. Auf unserem heutigen Weg würden wir sowieso noch viel sitzen müssen. Über unzählbar viele Corrugations holperten wir mit 80 km/h bis Coober Pedy. Insgesamt hatten wir um die 370 Kilometer auf der Sandpiste hingelegt und glücklicherweise machte Tilly uns keinerlei Probleme. In der Stadt konnten wir direkt die Reifen wieder aufpumpen und uns zunächst einen Überblick über die „Opal City“ verschaffen. Sie war ziemlich übersichtlich, sehr verstaubt und etwas trist. Überall schauten Rohre aus Dreckhügeln hervor. Die Outbackstadt ist für Untergrundbauten bekannt. Menschen graben ihre Behausungen in die Erde und belüften diese mit zur Oberfläche gelegten Rohren. Das soll ein kühleres Klima im Wohnraum bringen und die Staubschicht vor der Haustür lassen. Wie man in so einer dunklen Umgebung ohne Tageslicht leben kann, war uns dennoch ein Rätsel. Es gab sogar mehrere Untergrundkirchen. Natürlich war diese Besonderheit ein anziehender Besuchermagnet, doch die bunt schimmernden Opale und Untergrundminen sind natürlich ein ganz besonders Highlight dieser Destination. Bei unserer Minentour sahen wir die Schönheit der sich durch das Gestein fressenden Opaladern und erfuhren, dass praktisch jeder, der sich an ein paar Regeln hielt, zur Schaufel greifen und los buddeln durfte. Eine verlockende Tatsache. Nach unserem Rundgang durch die Stadt und dem Besuch von ein paar Museen und den Kirchen, ging es für uns dennoch wieder zurück Richtung Meer.
Wir bewegten uns also wieder auf dem Stuart Highway gen Süden und bogen dann auf die nächste Sandpiste ab. Unseren Weg nach Streaky Bay wollten wir so gern abkürzen. Wir fuhren den ganzen Tag über roten Sand, sahen Emus und eine große Schlange und fanden uns am Abend an einem unfassbar schönen Örtchen mitten in der Wildnis wieder. Vor uns breitete sich eine grün-rötliche Landschaft mit einem kleinen See aus, der am hinteren Ende von Dünen abgegrenzt wurde. Das gleißende Licht zur Abenddämmerung ließ uns einfach nur da stehen und staunen.
Die Piste ratterte unter uns, die Sonne knallte aufs Dach. Während der Fahrt war es ziemlich laut im Auto. Von den staubigen und anstrengenden Straßen tat der Wechsel zum Asphalt ziemlich gut. Schon fanden wir uns in dem beschaulichen Streaky Bay am Meer wieder. Vor ziemlich genau drei Jahren hatten wir in der Gegend auf der Austernfarm gearbeitet und kannten uns daher schon gut aus. Wir genossen das blaue Meer und unseren Lieblingsspot an den Klippen am Rande der Stadt. Auch der Point Brown lockte uns für eine weitere Nacht, wo wir beim Manövrieren für den besten Standort die Tilly zunächst festgefahren hatten. Schon hatten wir wieder eine Stunde lang zu tun, um das Auto wieder frei zu bekommen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, die super nah am Strand schwimmenden Delfine zu beobachten. Wir zählten um die zwanzig Tiere, die ihren Spaß in den Wellen hatten. Mal schwammen sie mit der Welle, dann sprangen sie wieder mit Freude aus dem Wasser. Was für eine Show!
Die nächste Strecke führte uns wieder durch den Nullarbor-Plain bis nach Eucla, wo wir fünf Monate lang in einem Motorhotel arbeiteten. Aber dazu später mehr …
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Wunder schöne Bilder