

Andere Menschen zu beschenken ist eine sehr schöne Sache, zudem es unterwegs an Bettlern und offenen Händen sicher nicht fehlt. Allerdings möchten wir Dir dazu ein bisschen was erklären, damit Du die Hintergründe etwas besser verstehen kannst.
Uns Europäern und auch uns beiden Reisenden tut es sicherlich nicht weh, den einen oder anderen Rupie an bettelnde Menschen zu vergeben. Bei jedem Bettler fragen wir uns erneut, was wir tun sollen. Denn wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, nur älteren Personen oder Leuten etwas zu geben, die nicht gut zu Fuss sind. Alle anderen Bettler bekommen, so hart es klingt, nichts. Und zwar aus folgendes Gründen:
1. Woher sollen wir wissen, was mit unserem Geld angestellt wird? Da geht es nicht nur um Alkohol, Drogen oder Schlimmeres, sondern auch um die «Person dahinter». Denn oftmals werden Kinder oder Frauen vorgeschickt, die ihr erhaltenes Geld an den Ehemann (für Alkohol etc.) abgeben müssen oder sogar für eine Bettlerbande arbeiten, die gnadenlos das gesammelte Geld einstreicht und dem Menschen an sich nichts mehr bleibt. Wir wollten schon mehrmals einem Bettler etwas zu Essen kaufen, da sie immer mit der Geste Hand zum Mund daherkommen. Dies wurde bis jetzt jedes mal abgelehnt. Sogar ein Stück Schokolade wurde verschmäht. Das Geld an sich scheint da wichtiger zu sein.
2. Wir zwei Weissbrote sind als Touristen klar zu erkennen, was uns häufig das Leben schwer macht. Ständig werden wir auf der Straße angesprochen, dies oder jenes zu kaufen oder zu brauchen. Bleiben wir zwei Minuten an einer Ecke stehen, um zu sehen, wohin es weitergehen soll, sind wir direkt von «Touristenfängern» umzingelt. Das macht natürlich auch entspanntes Relaxen am Strand oder anderswo unmöglich. Warum wir das erzählen? Weil der weisse Mann das Geld bringt. Das lernen schon die Kleinsten. Ein nichtmal vierjähriger Junge fragt uns ganz nebenbei nach «one Rupie, please» und ein Mädchen im Grundschulalter, an dessen Haus wir vorbeigeschlendert sind, rennt uns mit ihrer Sparbüchse hinterher, um etwas zu ergattern. Vielleicht versteht man das erst, wenn man es erlebt, aber dieses Verlangen nach Geld vom reichen Mann macht einen echt traurig. Vor allem, wenn man sieht, wie viele Dinge hier verbessert werden könnten, die absolut nichts mit Geld zu tun haben. Stichwort Müll, Wohnraum, Hygiene, Nahrung, Bildung und und und.
3. In vielen Texten zu Indien wird beschrieben, wie sich Menschen selbst verstümmeln oder dies im schlimmsten Fall ihren Kindern antun, um als Bettler bemitleidenswerter zu sein. Unser Grundsatz, den Verkrüppelten und Alten etwas zu geben, ist somit auch dahin. Am Strand in Tranquebar kam ein älterer Mann mit Stock auf uns zugekrochen, der sich anscheinend kaum auf den Beinen halten konnte. Wir gaben ihm ein paar Münzen. Einige Stunden später saßen wir auf unserem Balkon und sahen genau diesen Mann im normalen Laufschritt nach Hause gehen.
4. Geld ist nicht gleich Geld, da hier 1 Euro schon fast 80 Rupie entspricht und man sich damit den Bauch am Abend mit leckeren Sachen vollschlagen kann. Schön für den Bettler, wenn das Geld dafür ausgegeben wird, aber die Abhängigkeit vom Betteln bleibt und erhöht sich wahrscheinlich noch.
Auch Sven kann noch so einige Geschichten von Spenden in Tansania erzählen, die die ganze Spendenfrage wiederum in Frage stellen. Denn sehr oft werden die Gelder nicht so eingesetzt, wie die Spender sich das vorgestellt hatten. Wir haben auch noch etwas Spendengeld gespart und hoffen, in unserer gesamten Zeit unterwegs überhaupt einen Einsatzort zu finden, mit dem wir uns wohlfühlen und das Geld gern geben.
5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo ihr Lieben,
wir hatten schon sehnsüchtig auf eine neue Sonntag morgen Lektüre von euch gewartet.
Es war wieder sehr interessant für uns euer neuer Beitrag. Euch eine gute Weiterfahrt und weitere spannende Erfahrungen bis zum nächsten Bericht. Vati und Mutti
Guten Morgen Zusammen,
jetzt schalte ich mich hier auch mal ein. 🙂
Als erstes muss ich sagen find ich eure Seite ziemlich interessant und gut geschrieben.
Ein hoch auf unsere angehende Lehrerin 😀
Lasst euch nicht so viel von den Bettlern aus der Tasche ziehen, leider gibt es die ja überall.
Passt auf Euch auf und seht mal zu das ihr bisschen brauner werdet da fallt ihr nicht so auf 😉
Bis dahin und Grüße aus Frankfurt
Hallo Ede,
danke für deine Rückmeldung 😉
Gegen die Bettler allgemein hab ich nichts, sie gehören schließlich zur untersten Gesellschaftsschicht und haben es sicherlich nicht leicht.
Wir wollten mit dem Beitrag lediglich das Gutmensch-Verhalten hinterfragen, wenn du verstehst, was ich meine.
Am Bräunen sind wir dran 🙂
Dann bis bald und liebe Grüße!
Hallo Ihr Zwei, wir lesen immer Eure Berichte und warten sehnsüchtig auf die nächsten. Es ist sehr schön, dadurch Eure Reise zu verfolgen. Eine schöne und gesunde Weiterreise und noch viele neue Erlebnisse, wünschen Euch Oma und Opa aus Kamenz.
Hallo, schön dass Ihr online mit dabei seid! Wir freuen uns, dass die Seite gefällt und hören immer gern von Euch 🙂