

Der neue Liebling wird aufgehübscht
Das Auto ist gekauft. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Und es hat sogar schon einen Namen. Vor einer Woche haben sie das Wunschmodell abgeholt, den Mietwagen ordentlich gereinigt zurück gebracht und die ersten Nächte im nun eigenen Nissan Patrol geschlafen. Mit „Käptn Blaubär“, in der Kurzform wahlweise „Käptn“ oder „Blaubi“ genannt, werden sie den Kontinent erkunden. Dass der Name männlich sein und etwas mit „blau“ zu tun haben musste, war auf den ersten Blick klar gewesen. Es war eine gute Entscheidung. Alle, die das Auto bis jetzt gesehen haben, sind begeistert über den Kauf. Na hoffentlich bewährt sich der „Käptn“ auf Dauer und trägt Deborah und Sven weit und gut durchs Land. Die erste Bewährungsprobe, die Zweitagestour von Perth nach Esperance mit rund 750 Kilometern, hat das Auto gut überstanden. Keine auffälligen Geräusche, kein überschüssig auslaufendes Öl, keine komischen Bewegungen. Er schnurrte wie ein Bär, ein Blaubär eben. Die Landschaft war einfach unglaublich, so weit und schön mit vielen exotischen Wäldern, tiefrotem Sand und grasigen Hügeln. Schwarze Rinder und weiße Schafe waren stets anzutreffende Lebewesen, wohingegen Menschen recht selten den Weg kreuzten. Ab und zu kam ein riesiger 80-100-Tonner mit drei enormen Anhängern entgegen gedonnert, sonst noch ein paar vereinzelte Vehikel. Sie wechselten sich mit dem Fahren ab und versuchten trotz des eingebauten Tuningchips möglichst spritsparend unterwegs zu sein. Die beste Reisegeschwindigkeit stellte sich bei 95 km/h ein, was sich für so einen Roadtrip als ziemlich optimal herausstellte. Dabei versuchten sie, den ungefähren Dieselverbrauch einzuschätzen und auszurechnen. Den Zwischenstop machten die beiden in Hyden, bei der steinernen Welle, dem „Wave rock“. Die rund 2,7 Milliarden Jahre alte Welle erstreckt sich über 110 Meter Länge und ist ganze 15 Meter hoch. Im Abendlicht schimmerte das besonders geformte Gestein goldig. Einen Spaziergang weiter gab es noch ein versteinertes Gähnen eines Nilpferdes zu sehen. Derart mit Müdigkeit angesteckt, suchten sie nach dem ersten Schlafplatz in freier rauher australischer Natur. Den Campingplatz ließen sie links liegen und bogen in einen schmalen Pfad ein. Der führte um einen kleinen See herum. Am anderen Ufer gab es eine optimale Stelle, die direkt am Weg lag. Keine Menschenseele ließ sich blicken und niemand störte Deborah und Sven beim Abendessen im Auto zur Zeit des Sonnenuntergangs oder beim Umräumen und Zähne putzen. Die Sterne funkelten in der kalten Dunkelheit besonders hell und auch die Mondsichel zeigte sich ab und zu hinter vorbeiziehenden Wolken.
Die erste richtige Nacht in der Wildnis war wie immer, nur kälter als bisher. Am Morgen wurde das Pärchen von Sonnenstrahlen geweckt und machte sich dann auf den Weg nach Esperance. Das Landschaftsbild veränderte sich unwesentlich, es kamen mehr Tiere dazu und leider auch mehr überfahrene Kängurus in jeder Größe, die leblos am Straßenrand lagen. Am Nachmittag erreichten sie die kleine Stadt im Süden, füllten den Haupt- und Ersatztank direkt wieder voll und trafen endlich ihren Kumpel Jano wieder. Nach einem kurzen Stadtspaziergang fuhren sie zu einer Familie, die aus Südafrika stammt, mit Jano befreundet ist und sie außerordentlich gastfreundlich empfing. Hier können sie die vielen nützlichen Werkzeuge aus der große Garage zum Umbau ihres Autos nutzen. Am Abend haben sie mit einer Flasche Sekt auf den „Käptn Blaubär“ und gute Fahrt angestoßen. Da kann ja nichts mehr schief gehen.
Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes, aber der nächste Tag sollte noch sehr sonnig werden. Die drei Freunde entschieden sich für einen Ausflug zu den schönsten Stränden der Umgebung. Schon beim ersten Anblick des weiten Ozeans mit dem in verschiedenen Blautönen schimmernden Wasser, den weißen Schaumkronen und den steinigen Riffs verschlug es ihnen die Sprache. Jeder Strand hatte seine eigene Besonderheit, aber alle vereinte nahezu weißer feinkörniger Sand. Kein Vergleich zu den Stränden, die Deborah und Sven bisher gesehen hatten! Hier wollte man am liebsten direkt hineinspringen und ewig verweilen. Sie hielten nach Meeresbewohnern Ausschau. Neben Delfinen hat man vor allem im jetzigen australischen Winter gute Chancen, Wale zu sehen. Was das für ein Erlebnis wäre! Zwar zeigte ihnen ein älterer Herr auf seiner Kamera den Beweis von wellensurfenden Delfinen, die gerade noch vorbeigekommen sein sollen, aber sie hatten an diesem Tag kein Glück. Es bleibt ja noch viel Zeit, um doch noch einen Blick auf die Tierchen erhaschen zu können.
Zurück zur Arbeit: die inneren und äußeren Maße des „Käptns“ wurden schon etliche Male genommen und für gut befunden. Nun muss ein Bett her. Dafür haben die beiden mit Janos Hilfe die bereits installierten Fächer entfernt, da diese zu kurz und zu niedrig waren. Ganz nach dem Motto „out of Schublade“ bzw. „raus mit den Schubladen“. Schließlich muss der relativ wuchtige Kühlschrank unter dem Bett Platz finden. Nach dem wochenendlichen Spa für „Blaubi“, das einen Tag Schrubben bedeutete, steht nun unmittelbar der Ausbau an. Vom gröbsten Dreck, von alten Gummitieren und Müll befreit, glänzt das Auto in neuem Licht. Der Vorbesitzer nahm es mit dem Putzen nicht so genau und verkaufte die Karre in wahnsinnig dreckigem Zustand. Aber das Wesentliche zählt und die technischen Konditionen scheinen sehr gut zu sein. Zwischendurch kamen die beiden Schafe der Familie an ihnen vorbei und schauten sich neugierig um. Da die Deutschen dachten, dass das Eingangstor offen stünde, trieben sie sie schnell zurück auf ihre Weide. Der Ausflug entpuppte sich als absichtlicher Auslauf und wird von den belämmerten Wollbatzen gern genutzt, um das Hühnerfutter zu stibitzen. Auch die Kängurus besuchen das Grundstück Tag für Tag. Da sich die Frau des Hauses, Stephanie, um Kängurubabys kümmert, deren Mütter an der Straße überfahren wurden, konnten die drei die sonst nicht handzahmen Tiere streicheln und ihnen beim Boxen zuschauen. Sie hatten außerdem Glück im Unglück, denn einen Tag später wurde ein neues Baby gefunden. Das passierte schon länger nicht mehr. Stephanie war überglücklich, packte das Kleine in einen doppelten Beutel und trug es mit sich herum. Am Abend kamen ein paar Freunde, um ein gemeinsames Barbecue zu veranstalten. Es landete viel Fleisch auf dem Grill. Vorzugsweise Rindfleisch. Auch das kleine Kängurumädchen war in der Runde und lugte oben aus dem Pullover seiner neuen Mama heraus. In den nächsten sechs Wochen stellt sich dann heraus, ob das süße Känguru überleben wird.
Wir hoffen das Beste und sind unendlich dankbar für die riesige Gastfreundschaft, die wir im Moment erfahren dürfen. Heute regnet es, aber morgen geht’s mit dem Ausbau weiter. Und wir sind schon ein bisschen verliebt in den Kontinent Down Under!
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo ihr zwei, es ist immer wieder schön, eure Abenteuer mit zu erleben. Australien wäre ein Kontinent den auch wir gern mal kennen lernen würden. Umso mehr werden wir eure Reiseberichte lesen und mit Spannung verfolgen. Wir wünschen euch eine tolle und spannende Zeit in Australien. Die Arzgebirgler Gunter, Tarek und Corina
Hallo ihr Lieben,
das hört sich gut an! Wir freuen uns jederzeit über Besuch 😉
Nachdem unser Urlaub jetzt leider vorbei ist, kann ich wieder schreiben. Ich war ja sehr gespannt, für welches Modell ihr euch entscheiden würdet. Mit dem Hyundai habt ihr ja für den Anfang einen mittlerweile auch typisch europäischen SUV gehabt, der euch im echten Gelände wohl nicht gut weiterhelfen könnte. Nun aber was Richtiges, ein echter Geländewagen mit Tuningchip, Geländereifen, hochgeführtem Auspuff (viel Spaß beim Flüsse-Durchqueren), ordentlichem Stoßfänger und wahnsinniger Bodenfreiheit! Meinen Glückwunsch, saubere Wahl! Mein Favorit wäre der Mitsubishi L200 der zweiten Generation (auch so ein eckiger Kasten), auf dem 2.Platz läge allerdings ein gewisser Nissan Patrol… umso überraschter war ich. Vielleicht könnt ihr einfach bis nach Dresden fahren, wenn ihr in Australien fertig seid?
Hey wie war euer Urlaub? Haben ja tolle Bilder gesehn ;)! Ja der Hyundai war gut um auf Autosuche zu gehn, nur etwas kurz zum drinnen zu nächtigen. Ein Nissan Patrol war unser Wunschauto und wir freuen uns auf jeden Fall, dass es ein recht cooler und gut ausgestatteter geworden ist, sonst hätte man vieles noch extra kaufen müssen und das ist recht teuer das ganze Zeug. Konnten ihn auch die letzten Tage schon mal offroad testen, da gibt’s im nächsten Bericht sicherlich mal paar Bilder! Ein Mitsubishi L200 ist auch nicht schlecht und hab ich schon mal in Deutschland drüber nachgedacht. Sind recht günstig zu bekommen, aber ein Pickup ist uns zu unpraktisch, weil wir ja drin schlafen möchten und die Patrols sind noch mal eine Ecke robuster und geländegängiger. Nach Dresden fahren wär natürlich eine hammer Sache! Aber leider sehr umständlich und kostenintensiv. Mal gucken was noch so kommt :)!
Unser Urlaub war super, wir waren auch dieses Jahr wieder gern in Griechenland und haben dort nette Leute kennengelernt und schöne Sachen erlebt. Das Mittelmeer ist immer wieder unvergleichlich; zumindest wenn man noch nicht in Australien war… . Den L200 gibt es auch mit “überdachter” Ladefläche, ich weiß aber nicht, ob diese Überdachung stabil genug wäre. Auf jeden Fall sehen Beide super aus und ich freu mich schon auf Offroad-Patrol-ien-Bilder!
Das klingt gut! Den australischen Stränden kann niemand etwas vormachen, ist nur so weit weg von Deutschland. Stabil wäre das schon, nur unpraktisch zum Übernachten. Mussten gestern schon ein paar mal umdrehen, weil das Wasser auf den Offroadwegen so hoch stand, da kamen selbst wir nicht durch. Regnet leider sehr viel im Moment. Grüße!