

Die Natur verfolgte sie auf Schritt und Tritt. Eigentlich hängen alle australischen Attraktionen im Moment mit der Natur zusammen. Da geht es um Wasserfälle, Schluchten, Felsen und Wanderwege. Wo die Natur ihre Jahrmillion alten Geschichten erzählt, haben auch stets die Aborigines ein Wörtchen mitzureden. Oft gehört ihnen das Land, das nach der europäischen Besatzung letztendlich an die Ureinwohner zurückgegeben wurde. Und natürlich haben sie eine ganz andere Beziehung zu den spektakulären Naturwundern als normale Reisende. In der Aboriginekultur wird das einzelne Leben mit der umgebenden Natur in Verbindung gebracht. Alles kommt von ihr und beeinflusst somit das Leben der Menschen. Viele Orte haben eine tiefere spirituelle Bedeutung für die Aborigines, die sich noch heute so nennen und unterschiedlichen Stämmen zuordnen. Nur die Lebensweise hat sich mittlerweile stark gewandelt, obwohl manche von ihnen immer noch gern Jagen gehen oder alte Geschichten aus der Traumzeit erzählen.
In Nordaustralien ist neben dem weltbekannten „Uluru – Kata Tjuta Nationalpark“ der „Kakadu Nationalpark“ sehr populär. Deborah und Sven hat es in den letzten Wochen durch beide Orte getrieben. Ziemlich gute Besucherzentren erzählten die Geschichten der Ureinwohner und klärten über örtliche Pflanzen, Tiere und Besonderheiten auf. Nebenbei ließen die Reisenden ihre Gemüter und müden Glieder von der Klimaanlage herunter kühlen und nahmen sich für den Rundgang besonders viel Zeit. Der „Kakadu Nationalpark“ hat seinem Namen nicht gerade Ehre gemacht, es wimmelte zwar von Vögeln, aber Kakadus waren nicht darunter. Der Nationalpark war auch so kein besonderes Highlight. Wenn die bevorstehende Regenzeit in vollen Zügen zur Geltung kommt, kann dies aber ganz anders sein. Es war meist trocken und superheiß. Abkühlung verschaffte nur der „Maguk-Wasserfall“ der nach einer kleinen Wanderung in großer Hitze zu erreichen war. Umso schöner war das finale Bad im Pool über dem eigentlichen Wasserfall. Glasklares Wasser erstreckte sich tief in eine breite Felsspalte. Leider waren die beiden nach dem Rückweg schon wieder durchgeschwitzt.
Die spannenden Felsmalereien des Nationalparks haben sicherlich Auswirkungen auf die Ernennung des Nationalparks zum Weltkulturerbe gehabt. Man streitet sich über das Alter der kindlich gekritzelt wirkenden Muster an der Wand, von 20.000 bis 50.000 Jahren geht die Diskussionsspanne. Jedenfalls sind sie älter als man es sich vorstellen kann. Menschen, Tiere, Essen, Tänze, Rituale und Zeremonien wurden mit Ockerfarben auf die Wände von Felsen gezeichnet und sind teilweise noch erstaunlich gut erhalten. Oft wurden mehrere Schichten übereinander gemalt, da für die Künstler nicht das Ergebnis zählte, sondern vor allem das Zeichnen an sich. Das schiere Alter und die einzelnen Szenen dieser Darstellungen waren schon sehr beeindruckend.
Dann waren sie auf dem Weg in das richtige Outback, in das „Red Centre“ von Australien. Bevor Tilly mit ihnen in Alice Springs einfuhr, nahmen die beiden die Bademöglichkeiten bei „Matarranka“ und den „Bitter Springs“ wahr. Die Thermalquellen waren für eine Überraschung gut. Die erstgenannte lag in einem Wald von Palmen, was an sich eine schöne Sache ist. Doch in den Palmen wohnten abertausende Fledermäuse, die ihr Geschäft aus sicherer Höhe verrichteten und die Besucher schneller laufen ließen. Schwärme von Fledermäusen gackerten um die Badewilligen herum und gaben dem Wasser eine unvergessliche Note. Ein paar Touristen tümmelten sich wohlig in der mit dunklen Körnchen gespickten Brühe und taten so, als wäre das die Erfüllung des Lebens. Deborah und Sven hatten schnell genug und zogen weiter zu den „Bitter Springs“. Dort war der Badespaß deutlich höher, weil ein klarer Strom durch einen tropischen Wald führte, den man für ein paar Minuten mitschwimmen konnte. Am Ausstieg führte ein kurzer Weg zurück. Nach zwei Durchläufen war es Zeit, weiter zu fahren und einen Schlafplatz zu finden. Irgendwie immer wieder spannend, wenn sie am Morgen nicht wussten, wo sie am Abend schlafen würden. An diesem Tag wurde es eine alte Landebahn, die im zweiten Weltkrieg genutzt wurde und genug Platz und Abgeschiedenheit für die Nacht bot.
Von Alice Springs zogen sie nach Westen, um die „West MacDonnell Ranges“ zu besuchen. Die langgezogene Bergkette erwartete die Deutschen mit gewaltigen Felsspalten, Ausblicken und Badestellen. Abends zog meist ein Gewitter heran. Gut war es dann, wenn die Überbleibsel vom Abendessen schon verstaut waren und die beiden sich ganz auf die Blitzbeobachtung konzentrieren konnten. Zogen die Wolken heran oder weg? Wie weit waren sie noch entfernt? Anstatt sich ins Bett zu legen und in süße Träume zu entschwinden, mussten sie abwägen, ausharren und hoffen. Mit den Gewittern kam eines Tages auch ein gewaltiger Temperaturabsturz, der natürlich erleichtert willkommen geheißen wurde. Als es am Morgen auch noch grau war und regnete, war ihnen eher nach Sofatag und Jogginghose als nach Wandern zu Mute.
Zurück in der Stadt nahmen sie ihren ersten Termin seit über einem Jahr wahr, sie wurden zu einer einstündigen Befragung eingeladen, die sehr gut bezahlt wurde. Insgesamt wurden zwölf junge Reisende über ihre Wahrnehmungen des Bundesstaates Nordaustralien befragt und konnten nebenbei Sandwiches essen und gekühlte Getränke genießen. Die Ergebnisse wurden für die Verbesserung des Marketings von Nordaustralien benötigt.
Am nächsten Tag kümmerten sie sich darum, dass Tilly endlich wieder richtig ansprang. Im Nationalpark hatten sie die alte Dame rückwärts und berghoch schieben müssen, um sich Platz zu schaffen, sie wieder nach vorn zu bewegen, damit der Motor startete. Mit großem Geruckel und kurz vorm Zaun hatte Tilly es geschafft. Aber so konnte es nicht weitergehen. In Alice Springs klapperten sie mindestens fünf Mechaniker ab, bevor sich einer fand, der Zeit für sie hatte. Der Startermotor, den Deborah und Sven noch selbst vergünstigt gekauft hatten, und die Hauptbatterie wurden ausgetauscht.
Nun konnten sie endlich zum Uluru (Ayers Rock) fahren. Die 460 Kilometer bis dahin nahmen viele Leute in Kauf. Reisebusse voller Touristen peilten den roten Berg an. Zwischendurch erhaschten sie einen Blick auf den eckigen „Mount Connor“, den viele fälschlicherweise für den Uluru halten. Vom Kamelreiten über Motorradtouren und geführte Wanderungen wurde alles bis hin zu Helikopterrundflügen angeboten. Anstatt auf einem überteuerten und unspektakulären Campingplatz zu übernachten, suchten sich die Deutschen einen vielversprechenden Weg, der von der Hauptstraße ins Nichts führte. Sie fuhren auf den Monolithen zu und stellten leider fest, dass dieser Weg keinen guten Stellplatz offerieren würde, da die roten Dünen das Sichtfeld versperrten. Also probierten sie den nächsten Weg und kamen nach drei Versuchen endlich an eine Abzweigung, die direkt auf den Dünenkamm führte. Schnell schalteten sie in den Allradmodus und bretterten mit Schwung den sandigen Weg hinauf. Nach mehreren Anläufen schafften sie es nach oben und wurden belohnt. Vor ihnen erhob sich der rote Uluru nur zehn Kilometer entfernt und ohne störendes Hindernis im Sichtfeld. Rechts die „Olgas“, die „Kata Tjuta“-Berge (bedeutet „viele Köpfe“), die sogar höher sind als der Uluru, aber weit weniger bekannt. Besser konnten die beiden es gar nicht bekommen und waren so glücklich, dass sie gleich einen ganzen Tag zum Ausruhen und Genießen einlegten. Natürlich mit Lagerfeuer am Abend.
Die folgenden drei Tage nutzten die beiden Reisenden, um sich mit den spannenden Attraktionen der Region vertraut zu machen. Das war mit vielen Kilometern Wandern verbunden, was großen Spaß machte, bei der wieder aufgekommenen Hitze aber auch anstrengend war. Am ersten Tag umrundeten sie den Uluru auf einem ebenen Weg und bogen ab und zu in kleine Pfade ein, um weitere Wasserlöcher, Felsmalereien oder Felsspalten zu sehen. Den Sonnenuntergang ließen sie sich nicht entgehen und beobachteten die immer stärker werdende rote Farbe des Berges.
Tag zwei war für die „Olgas“ reserviert. Ein gewundener und teils steiler Pfad führte malerisch schön durch die „vielen Köpfe“ und wird ihnen noch lang in guter Erinnerung bleiben.
Zuletzt war der „Kings Canyon“ dran, der nochmal weitere 300 Kilometer vom Uluru entfernt liegt. Nach dem steilen treppenartigen Anstieg führte ein herausfordernder Pfad durch die Felsen und waghalsig über dem tiefen Abhang entlang. Der Canyon zeigte sich majestätisch, obwohl insgesamt nicht zu groß, mit glatten sehr hohen Wänden und einem grünen Tal.
Nach dem fleißigen Kochen am Abend (Rinderrollbraten, Lachs oder Barramundi – man gönnt sich ja sonst nichts), schauten sie sich ab und zu einen Tatort oder eine Dokumentation an (zuletzt über Russland oder das Erzgebirge). Dann bereiteten sie das Bett vor und machten es sich gemütlich. Eines Abends bekamen sie noch Besuch von einem ungebetenen Gast. Durch einen kaputten Spalt in Deborahs Fliegengitter zwängte sich blitzschnell etwas Schwarzes. Mit lautem Gequieke war sie schnell auf der anderen Seite des Bettes. Sven musste den Eindringling in Schach halten und aus der Hintertür bugsieren. Es war eine kleine Fledermaus, die sich verirrt hatte.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Sehr interessante und abwechslungsreiche Naturschauspiele, doch auch sehr Respekt einflößend. Schöne Aufnahmen! Schade das ihr so weit weg seid😥 Euch eine gute Weiterreise. Wir vermissen euch! LG eure Ellis
Der Marion kann ich mich nur anschließend. Atemberaubend!
Ich hab auch schreckliche Sehnsucht nach Euch!
Eure Mutsch