

– Work Work Work –
Die letzte Woche im Austerngeschäft genossen wir noch einmal so gut es ging und hatten am Montag direkt das Vergnügen, in der zweiten Halle der Austernfarm zu arbeiten. Am Morgen fuhren wir zusammen mit dem Chef und seiner Tochter die Hauptstraße Richtung Ceduna entlang, bogen dann in eine Schotterstraße ein und von dort durch ein Tor auf einen weiteren staubigen Weg. Mitten im Nichts stand die kleine Blechhalle. Beide Traktoren verließen kurz darauf mit den Booten und der gesamten Crew das Gelände Richtung Meer. Ein steiler Abhang ermöglichte die Zufahrt ins Wasser, die Traktoren manövrierten die Boote rücklings ins kühle Nass und parkten dann einfach an dem schroffen verlassenen Strand. Hier gab es nach der rasanten Bootsfahrt zu den Austerbänken mal ganz anders geformte Körbe mit dem kleinen Nachwuchs zu bearbeiten. Mit den rundlichen kürzeren Behältern füllten wir die Boote bis an den Rand, nahmen den gleichen Weg zurück und entleerten die Körbe in die Sortiermaschine. Die Austern verluden wir auf einen Anhänger und brachten sie in die große Halle in Smoky Bay. Dort wurden sie dann in die üblichen länglichen Körbe umgeladen und wieder auf die Boote gestapelt. Am nächsten Tag sollten die kleinen Muscheln ihren Weg in die Bucht von Smoky Bay nehmen und innerhalb der kommenden zwölf bis 18 Monate zu leckeren Delikatessen heranwachsen.
Im Laufe der Woche begleiteten uns nochmal Delfine, Seelöwen und jede Menge Möwen auf unseren morgendlichen Ausfahrten auf das Meer. Auch ein Seeadler hatte wieder einen ziemlich großen Fisch gefangen. Das glasklare Wasser bei wenig Wind und Wellen war atemberaubend anzuschauen und die vielen Wasserpflanzen, Korallen und bunten Schwämme wirkten wie ein wunderschön angelegter Garten. Die Arbeit ging nun leicht von der Hand, auch wenn so einige Kratzer an den Armen nicht ausblieben. Am Freitag wurden wir dann gemeinsam mit einem anderen australischen Arbeiter verabschiedet und durften uns am massiven gasbetriebenen Barbecue voller Fleisch, gebratenen Eiern, geschmorten Zwiebeln und Toast gütlich tun. Sogar eine Rotweinflasche wurde extra für uns geöffnet und weitere Getränke fanden sich im großen Austernkühlraum. Nachdem alle Steaks und Würste (die in Australien wirklich eine super Qualität haben) verspeist waren, verabschiedeten wir uns von allen und traten den letzten Heimweg an.
Nun hieß es also Packen und die letzten Tage in unserem schönen Haus genießen. Das ganze Wochenende verbrachten wir damit, unseren Kram aus den vielen Zimmern zusammen zu suchen, die Tilly bei dieser Gelegenheit flott zu machen, gründlich zu putzen und einiges auszusortieren. Den Kühlschrank und den praktischen Froster hatten wir schon in den vorherigen Wochen leer gefuttert, um die restlichen Lebensmittel in unseren vergleichsweise kleinen Kühlschrank verstauen zu können. Als am Montagmorgen dann endlich alles reisefertig war, fuhren wir nochmal an der Halle vorbei, um den Schlüssel abzugeben und drehten eine vorerst letzte Runde durch Smoky Bay. Wenn wir im Januar mit unserem Besuch die Südküste erkunden, werden wir bestimmt nochmal hier anhalten.
Wir sind dann an der Hauptstraße nach rechts abgebogen – Richtung Port Lincoln. Dort hatten wir einen Termin für eine medizinische Untersuchung, weil wir uns als Erntehelfer beworben hatten. Da dies schon am nächsten Morgen stattfinden sollte, mussten wir ein bisschen aufs Gas drücken. Die vorbei schwebende Landschaft war geprägt von grünen Hügeln, trockenen Salzseen und weißen Dünen. In Port Lincoln gab es auch endlich wieder die Möglichkeit, in den „normalen“ Supermärkten einzukaufen und ein paar Autoläden abzuklappern. Nach unserem Termin machten wir uns gleich auf den Weg durch die Stadt und in die Bibliothek, um weitere Jobangebote aufzutun. Wir waren von vornherein schon nicht sehr hoffnungsvoll, etwas Gutes zu finden. Die letzte Jobsuche lag uns noch zu schwer im Magen. Dazu kam, dass die Saison für Farmarbeit in Richtung Westen ziemlich ungünstig war. Wir durchforsteten unsere gewohnten Internetseiten, schickten ein paar Bewerbungen ab und riefen einige Vermittlungsstellen an. Vor Ort fragten wir bei den Fischereien und Austernfarmen ebenfalls nach. Damit verbrachten wir drei Tage und suchten uns für das Wochenende einen schönen Stellplatz an der Küste heraus. Da samstags und sonntags fast nie jemand telefonisch zu erreichen war, nahmen wir uns diese Tage frei von der Jobsuche. Ziemlich verlassen standen wir an den Klippen mit gerade so ein paar Balken Handyempfang. Dann kam ein Anruf. Es war die Managerin des Nullarbor Roadhouses, die uns da zu später Stunde noch telefonisch kennen lernen wollte.
Es lief wie beim letzten Mal, nach ein paar Minuten telefonieren hatten wir einen Job und sollten schon am Montag anfangen. Mit so schnellen Erfolgen hatten wir irgendwie gar nicht gerechnet. Uns fiel natürlich ein Stein vom Herzen! Jetzt hatten wir nur eine Woche ohne Arbeit verbracht und direkt wieder etwas Neues gefunden. Wir freuten uns auch, dass wir die anstrengende und unplanbare Ernte nicht antreten mussten, sondern stattdessen als Allrounder im Roadhouse arbeiten konnten. Zwar ist das Roadhouse wahrscheinlich eines der am meisten abgelegenen Gegenden, die man sich vorstellen kann, doch das ist doch auch mal eine Erfahrung wert.
Als Allrounder kümmern wir uns nun um den Shop, die Tankstelle, das Restaurant und die Bar, arbeiten in der Küche mit, fungieren als Rezeptionisten für Motel und Campingplatz und richten ab und zu die Motelzimmer für den nächsten Tag wieder her. Wir wurden direkt ins kalte Wasser geworfen und hatten kein großartiges Training, doch nun nach sechs Wochen gehören wir schon zu den alten Hasen.
Davon, wie es uns hier genau ergeht und welche spannenden Charaktere wir kennen lernen, berichten wir euch im nächsten Artikel!
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo, lange ist´s her! Diesen Artikel habe ich gerade das erste Mal gesehen. Zwischendurch dachte ich schon, ihr hättet eure Seite komplett vernachlässigt, aber jetzt weiß ich, dass unser Computer schuld ist, der bis jetzt meint, der Artikel vom September sei der aktuellste. Dummes Ding! Aber auch im Januar ist es interessant zu lesen und zu sehen, wie es mit der Austernfarm zu Ende und der nächsten Arbeit weiter ging. Habt ihr denn beim Verlassen des Hauses alles wieder ins Auto verstauen können?
Hey, ja dann war die Seite zuvor wahrscheinlich noch in deinem Cache gespeichert. Haben schon gehört, dass Leute ihre Kommentare nicht direkt sehen können (die Seite neu laden hilft manchmal schon). Schön, dass du die Story nachgeholt hast 😉
Wir haben gerade so alles ins Auto bekommen, aber es ist immer eine Riesenaktion und ein mächtiges Chaos. Wir müssen uns erstmal wieder durch ein paar Konservendosen futtern, um Platz zu schaffen 😀