

Die letzten Tage auf Bali und ein Neubeginn in Australien
Die letzten Tage auf Bali bescherten den beiden noch jede Menge Interessantes. Eine lange Rollerfahrt brachte sie zuerst gen Norden zum „Ayun Tempel“, den sie sich in Ruhe anschauten. Dann fuhren sie zu dem berühmten verlassenen Hotel, das auf einem seichten Hügel angelegt wurde, aber nie fertig gestellt werden konnte. Am einschüchternden Eingangszaun kamen mehrere Einheimische auf sie zu und erzählten in ihren Jogginghosen, dass sie die Besitzer seien und Geld für den Eintritt haben möchten. Wofür genau das Geld sei, fragten Deborah und Sven und bekamen die Antwort: „For cleaning.“ Was an diesem heruntergekommenen Hotel geputzt werden musste, hatten sie zwar nicht verstanden, machten sich dann aber auf den Weg um die Kurve herum und fanden eine Mauer, die man überklettern konnte. Nur mit den eingelassenen Scherben mussten sie ein bisschen aufpassen. Deborah versuchte es zuerst und wurde von Sven unterstützt, er von ihr von der anderen Seite dann herübergezogen. Sie passten auf, dass sie vom Eingang aus nicht gesehen werden konnten und schauten sich die Hotelzimmer mit Badezimmer und die vielen Etagen und Treppen an. Auf dem Weg zurück warteten sie die wenigen Besucher auf der Plattform ab und fanden eine Pappe, die sie vor den Scherben schützen konnte. Alles verlief reibungslos und die Fahrt ging weiter zum See Beratan. Dort gab es den „Danu Beratan“-Tempel zu sehen, der direkt am See in einen gepflegten Park gefasst wurde und viele Besucher anzog. Der Haupteingang war stark frequentiert und nirgends waren die Eintrittspreise auszumachen. Sven fragte nach dem Preis. Ziemlich happig für indonesische Verhältnisse. Auf der Karte fand Deborah noch einen Hinweis auf freien Zugang zum Tempel. Das lag direkt um die Ecke und tatsächlich wurden die beiden dort fündig und konnten durch ein grünes halb offenes Tor auf das Gelände gehen. Jetzt standen sie inmitten der anderen Touristen und schossen ihre Fotos vom Tempel am See.
Auf dem Rückweg hielten sie noch an einem Wasserfall, den sie ganz schön suchen mussten. Von der kurvigen Straße ging ein kleiner gepflasterter Pfad in den Busch hinein und den Berg zwischen Kaffeeplantagen und Bananenbäumen hinunter. Über die Bambusbrücke huschte eine lange dünne Schlange. Mit Blick auf den Wasserfall konnten Deborah und Sven im Ecocafé einen Kaffee trinken und süße grüne Balipancakes mit Kokoskrümeln und Schokoladensauce essen. Danach drängte die Zeit für die Heimfahrt, vorbei an wunderschönen Reisterrassen in langsam schwächer werdendem Sonnenlicht.
Vor dem Tag der Abreise hatten sie noch einiges zu Erledigen und kehrten am Abend in ein Restaurant am Strand für das Abschiedsessen ein. Mit den Füßen im Sand und einem Glas Wein gab es indonesisches Rindfleisch mit Reis und würziger Sauce für Sven und ein Barramundifilet auf zitronigem Kartoffelstampf und kurz gebratenem Gemüse für Deborah. Es war einfach köstlich. Der Abend wurde durch zwei schmächtige, doch kräftige Masseurinnen mit einer langen Ganzkörpermassage abgerundet und sie fielen das letzte Mal glücklich und zufrieden in ein asiatisches Bett.
Mitten in der Nacht landeten sie dann auf australischem Boden. Draußen war es kalt und regnerisch, die Luft war schon lang nicht mehr so klar und frisch gewesen. Es roch nach wilden Tieren wie in einem Zoo. Im modernen Flughafengebäude verlief die Einreisekontrolle zügig und ohne Probleme, obwohl es durch die verstärkten Quarantänebedingungen Extrakontrollen gab. Es dauerte noch eine Weile, bis die Sonne aufgehen würde. Also suchten sie aus ihrem nass gewordenen Gepäck Jacken, Schlafsäcke und eine Isomatte heraus und richteten sich so gut es ging in einer ruhigen Ecke auf dem kalten Boden ein. Nach ein paar unbequemen Stunden verließen die beiden mit dem Stadtbus das Flughafengelände und kurvten quer durch Perth, um zu ihrem gebuchten Mietwagen zu gelangen. Ein Regenbogen am Horizont begrüßte sie im neuen Land. Die Menschen auf den Gehwegen liefen so schnell. Jeder hatte etwas zu tun und keine Zeit. Die Häuser waren schick, vor jedem stand eine Mülltonne und die Straßen waren breit und glatt. Müll schien nicht zu existieren, man musste danach suchen. Und niemand wollte ihnen etwas verkaufen oder einfach mal wissen, wo sie denn hinwollten. Es war so anonym. Außerdem gab es keine „Tante-Emma-Läden“ mehr, sondern nur noch ordentliche Betonklötze und eine Shoppingmall neben der nächsten. Mit dem Mietauto, einem silbernen Hyundai Tucson, fuhren sie zuerst einmal zu IKEA. Dort verdrückten sie zunächst einen Hotdog (leider ohne Sauren Gurken und Röstzwiebeln) und schlenderten im Schneckentempo durch die vielseitigen Angebote. Deborah und Sven wussten nicht, wo sie zuerst hinschauen sollten. Alles war so ordentlich und gepflegt und sie verstanden die Sprache wieder, obwohl das Englisch erstmal etwas gewöhnungsbedürftig war. Die Erwachsenen unterhielten sich in gedämpftem Tonfall, die Kinder schrien und wurden ständig überwacht. Die beiden Deutschen ergatterten zwei Kopfkissen und eine dicke Decke für die kalten Nächte im Auto. Dann schlenderten sie weiter zum nächsten Supermarkt und staunten über die riesigen frischen Obst- und Gemüsesorten, über die Fleischvielfalt und die dazugehörigen Preise. Alles gab es in übergroßen Packungen zu kaufen und umso größer die Packung war, desto günstiger der Preis. Bevor die beiden die kostenfreien Grills an den Stränden und in den Parks für sich entdeckten, aßen sie meist Weißbrot mit verschiedenen Belägen aus dem Supermarkt.
Am Abend fuhren sie an der Küste entlang und versuchten, die verschiedenen Parkplätze auf Übernachtungstauglichkeit einzuschätzen. Als sie sich gerade für ein Plätzchen entschieden hatten, kam ein Rangerauto vorbei und verunsicherte sie wieder. Sie wechselten nochmal an eine Stelle, wo weit und breit keine Camping-Verbotsschilder zu sehen waren, bereiteten das Auto auf die Übernachtung vor und putzten sich die Zähne in freier, kalter Natur. Die Nacht war lang und eigentlich auch sehr bequem. Niemand störte sie beim Schlafen. Morgens krochen mit der Sonne viele Surfer aus ihren Geländewagen, zogen sich ihren Neoprenanzug an und joggten mit dem Surfboard unterm Arm zum Strand und in die hohen unregelmäßigen Wellen. Andere Aktive trafen sich zum Joggen oder führten ihren Hund aus. Einige Fahrradfahrer waren auch unterwegs. Dann schälten sich die beiden aus ihrer neuen Decke, zogen die Klamotten wieder an und suchten eine Möglichkeit für die Morgentoilette.
Nach den ersten Tagen hatten sie ihren kleinen Kulturschock überwunden und sich an die Sauberkeit, den Standard und die Lebensgewohnheiten gewöhnt. Eigentlich ist es ein bisschen wie in Deutschland und die Leute sind supernett. Sie haben sich nach langer Suche und Überlegen eine SIM-Karte besorgt und einige Autohändler abgeklappert. Als ihnen der enorme Preisunterschied zu privaten Verkäufern auffiel, steuerten sie verstärkt diese an, schauten sich einige Autos und die Besitzer in den unterschiedlichsten Stadtteilen an und erstellten eine große Liste mit Vor- und Nachteilen der jeweiligen Karossen. Wenn es langsam Zeit für den Sonnenuntergang wurde, was gegen fünf Uhr schon der Fall war, machten sie einen öffentlichen Grill aus, packten ihre Lebensmittel in eine Plastiktüte und brieten je nach Lust und Laune Würste, Kartoffeln, Zucchini, Möhren, Paprika, Bohnen und Toast an, tunkten die Leckerbissen in salzige Dips und Tomatenketchup und genossen die warme Mahlzeit und den meist umwerfenden Ausblick trotz kalter Temperaturen. Dann verzogen sie sich wieder in ihr Auto an ihrem Lieblingsschlafplatz, der neben Trinkwasser auch Toiletten und eiskalte Duschen bereitstellte und schliefen mit den Wellen im Ohr ein.
Morgen werden die beiden ihr neues Auto abholen, das ihr Wohnzimmer, ihre Küche und ihr Fortbewegungsmittel für die nächsten Monate sein wird! Der Papierkram ist schon erledigt, jetzt brauchen sie noch jede Menge Ausrüstungsgegenstände, um im harten Outback zu überleben. Das gemietete Auto geben sie am Montag wieder ab und planen dann, am Ende der Woche in den Süden, nach Esperance zu fahren, um ihren Freund Jano wieder zu sehen und den Holzausbau für das Bett gemeinsam anzugehen. Sie freuen sich total darauf, endlich aus der Stadt herauszukommen und ihr neues Gefährt zu testen!
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Habt eine gute Fahrt nach Esperance. Ich freue mich auf euch. Bis bald.
Bei mir steigert sich die Lust mit Euch zu tauschen immer mehr!
Eine super schöne Zeit in Australien! Eure Mutsch
Danke Muttsch, dann komm doch mal her 😉