

Umwerfende Natur Tag und Nacht
Den Weg zurück nach Geelong an die Südküste Australiens nahmen Deborah, Sven und Tilly mit Umwegen. Zunächst lockte das friedliche Touristenörtchen Bright mit der Nähe zu den „Australischen Alpen“. Mit um die 2000 Meter Höhe waren diese Berge für europäische Verhältnisse nicht sonderlich spektakulär, doch Gebirge sind doch immer wieder schön und bieten vor allem stets gute Aussichten ins Tal. In Bright konnten die beiden ihre Füße im eisigen Fluss kühlen und nach dem stacheligen Job ein paar Tage entspannen. Nach dem Aufwaschen oder Abtrocknen fanden sie immer wieder schmerzhafte Stacheln in den Fingern. Die Tage wurden etwas kühler und manchmal kamen Wolken hinzu, die auch Regen brachten. Das war für die Deutschen mittlerweile sehr ungewohnt und daher besonders bedrückend. Auch im Nationalpark rund um den „Mt Buffalo“ hingen die Wolken tief. Nach dem Frühstück an einem Aussichtspunkt kam dann doch ab und zu die Sonne heraus. Deborah und Sven klapperten die unterschiedlichen Aussichtspunkte ab und nutzten regenfreie Momente für kleine Spaziergänge. Danach parkten sie am See und tranken Kaffee. Zwei Ranger kamen vorbei und fragten sie, wo sie denn die Nacht verbringen würden, weil sie wahrscheinlich keine Lust hatten, alle Offroadwege nach ihnen abzusuchen. Es gab zwar Campingplätze im Nationalpark, aber diese waren ziemlich überteuert. Illegales Übernachten in einem Nationalpark konnte sie teuer zu stehen kommen. Also machten sie sich am Abend wieder auf den Rückweg. Durch den Sturm der letzten Tage wurden einige Hölzer auf die Straße gefegt. Ein dicker Baumstamm war auch dabei. Um diese Zeit begegneten ihnen keine Touristen mehr auf der Straße und sie kamen mit der Tilly gerade so nicht an dem Baumstamm vorbei. Er ließ sich auch nicht bewegen. Für diese Fälle hatte Sven seine Säge bereit, holte sie schnell aus dem Auto und machte sich ans Werk. Ein kleines Stückchen reichte schon aus. Sie passten genau vorbei und fanden sich wenig später in einem Park in der Nähe der Hauptstraße wieder und übernachteten dort.
Der neue Tag brachte neue Abenteuer. Sie wollten endlich bis nach Geelong kommen und von dort aus definitiv einen neuen Job klar machen. Der kürzeste Weg führte sie durch die Berge. Die Straßen sahen auf der Karte eigentlich ganz normal aus, aber die Realität unterschied sich davon etwas. Von der Asphaltstraße sollten sie auf einmal in einen Schotterweg einbiegen, was sie auch tapfer taten. Die hügelige Strecke mit tiefen Regenlöchern stellte normalerweise kein Problem dar, doch diesmal zuckten sie bei jedem Ruckler zusammen. Sven hatte entdeckt, dass der Kühler an einer Seite abgebrochen war. Der Kühler an sich war in Ordnung, nur die Halterung ist herausgebrochen und das gesamte Teil hing dadurch schief unter der Motorhaube. So vorsichtig wie es ging schlichen sie weiter. Nach ungefähr einer Stunde hatten sie wieder Asphalt unter den Rädern. Sie fuhren durch kleine Städtchen und Dörfer mit einigen Farmen und Plantagen. Die beiden hielten manchmal an, um nach einem Job zu fragen, vergebens.
Zurück in Geelong bezogen sie wieder an ihrem Lieblingsplatz Stellung. Am nächsten Tag zeigten sie das Problem mit dem Kühler einem spezialisierten Mechaniker. Nachdem sie eine Stunde auf ihn gewartet hatten, teilte er den beiden mit, dass er in den nächsten Wochen sowieso ausgebucht war. Also steuerten sie einen zweiten Spezialisten an. Der war sofort bei der Sache und bot den Reisenden sogar an, dass sie den Kühler für die Reparatur selber ausbauen und wieder einsetzen konnten. Das sparte natürlich einiges an Geld. Also verzogen sie sich in eine Ecke des Hofes und legten los. Sven brauchte eine Stunde für den Ausbau, dann lötete der Mechaniker die Halterung wieder an und nach einer weiteren Stunde war das Problem geklärt.
Auch ein neuer Job war in Aussicht, obwohl man sich da nicht immer so ganz sicher sein konnte. Die Australier fragen immer danach, wo man sich gerade befand und wann man anfangen könnte. Dann soll man einfach vorbei kommen und alles Weitere klären. Wie viele Tage und Stunden man in der Woche arbeiten würde und was man alles dazu benötigte, muss man ihnen mühsam aus der Nase ziehen. Selbst dann treffen die Arbeitgeber meist keine konkreten Aussagen. Sie mussten sich also erstmal auf den Weg machen.
Richtung Westen lag die Great Ocean Road, die 253 Kilometer lange weltbekannte Küstenstraße mit herrlichen Ausblicken über die meterhohe Brandung und schroffe Felsformationen. Am ersten Tag schafften sie es noch bis nach Lorne und nahmen unterwegs ein paar Ausblicke und einen schönen Leuchtturm mit. Wie auch andere Reisende nahmen sie den Schotterweg in den Wald und erreichten schließlich ein ausgeschildertes Gebiet, wo man offiziell übernachten durfte. Der kleine Abschnitt quoll schon über vor Reisenden mit Wohnanhängern, Campervans und normalen Autos mit Zelten. Für das kleine Geschäft musste man im Wald verschwinden, denn es gab keine Toiletten. In der Nacht regnete es, doch der nächste Morgen brachte wieder herrlichen Sonnenschein.
Zurück am Meer heizte Deborah dem Campingofen ein. Es gab warme Aufbackbrötchen zum Frühstück mit direktem Blick auf das Wasser. Dann ging es mit ein paar Stops weiter zum „Marriners Lookout“, der einen herrlichen Blick über die „Apollo Bay“ und noch viel weiter bot. Im gleichnamigen Örtchen spazierten die beiden ein bisschen herum und erspähten am Hafen einen monströsen Stachelrochen.
Zum Sonnenuntergang kam das Highlight des Tages, die „Zwölf Apostel“. Hubschrauber voller Touristen überflogen regelmäßig die Region auf der Suche nach den besten Ausblicken auf die alleinstehenden Felstürme. Durch die Kraft der Brandung bilden sie diese und verschwinden wieder im Laufe von Jahrmillionen. Auf verschiedenen Aussichtsplattformen suchten sich einige Touristen das schönste Plätzchen für den Sonnenuntergang. Sensationell änderten sich die Farben und verschwammen schließlich mit dem Dunst der Brandung zu weichen fließenden Konturen. Nachdem die Sonne sich verabschiedet hatte, war der Abend aber noch nicht vorbei. Nicht viele der Schaulustigen wussten von dem kommenden Schauspiel. Nach einer Stunde, als es schon sehr dunkel war, standen nur noch ein paar Menschen herum und warteten auf die kleinen schwarzen Vögel. Endlich sahen sie ein schwarzes Knäuel in den Wellen, das sich dem Strand näherte. Wirr sprangen die Pinguine durcheinander und trauten sich schließlich auf den Sand. Dann kehrte plötzlich einer wieder um und alle anderen watschelten blitzartig hinterher. Schon waren sie wieder weg. Mehrere kleine Kolonien taten es ihnen nach und wankten minutenlang zwischen Kommen und Gehen. In der Bucht am Strand gackerten und piepsten die Kleinen schon ungeduldig. In einer scheinbaren Zweierreihe marschierten die Gruppen dann zügig auf die Büsche zu und waren wieder verschwunden. Deborah und Sven warteten noch auf die letzten Tierchen und machten sich dann auf den Rückweg. Für die Nacht hatten sie schon einen Weg ausgekundschaftet, der ganz in der Nähe der berühmten Felsen über einen Hügel ins Nichts führte. Ein weiteres Pärchen stand dort schon mit ihrem Auto an der Seite und bereitete sich für die Nacht vor. Die Deutschen fuhren noch ein Stück weiter und kamen dann zu einem flachen Platz, der für eine ruhige Übernachtung wie geschaffen war. Der Sternenhimmel war göttlich.
Zum Sonnenaufgang warteten die „Gibson Steps“ auf sie und die weiteren Stunden hielten noch viele andere Aussichtsplattformen und besondere Felsformationen bereit: „Loch Ard Gorge“, „The Arch“, „London Bridge“, „The Grotto“ und den „Halladale Point“. Am „Childers Cove“ fanden sie einen wundeschönen Platz für die nächste Nacht.
Auf dem weiteren Weg gen Westen sichteten sie in einem Reserve bei Warrnambool zwei Koalas und ein paar Emus. In Port Fairy machten sie den Inselspaziergang auf der „Griffitts Island“, welcher durch das herrschende Pulloverwetter und das klare Wasser besonders schön war. In einem Wald fanden sie das nächste Freecamp. Dort war es besonders ruhig und friedlich, der Wind strich leise durch die Baumkronen und mehrere Wallabies und schräge Vögel gesellten sich zu den Campern.
Als Deborah und Sven später in Mt Gambier ankamen, staunten sie nicht schlecht über den „Blue Lake“, der seinem Namen alle Ehre machte. Das Wasser des Kratersees sah tatsächlich so aus, als hätte man mehrere Fässer blaue Tinte hinein geschüttet. Besonders wenn die Sonne schien, leuchtete der See unwahrscheinlich blau. Weiter nördlich, in Penola, kamen die beiden bei ihrem neuen Arbeitgeber an. Der ganze Ort war von Weinreben umgeben, die sich bis ins zehn Kilometer entfernte Coonawarra (so heißt auch die Region aus der der berühmte Cabernet Sauvignon kommt) ziehen. Die Grenze nach Südaustralien hatten sie bereits überschritten und dies ist auch der Bundesstaat, in dem die meisten Liter Wein des Landes produziert werden, nämlich über 50 Prozent. Sie füllten ein paar Formulare aus und erfuhren leider, dass direkt ein paar Tage Arbeit ausfallen würden. Die Trauben brauchen noch mehr Sonne, um an Süße zu gewinnen.
Jetzt wisst Ihr schonmal, in welche Branche es uns nun verschlagen hat. Die Bilder und der Arbeitsbericht kommen dann beim nächsten Mal! Frohes Schaffen.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Da hat der Fotograf aber wieder tolle Arbeit geleistet. Herrliche Landschaftsaufnahmen und sehr schöne Farbspiele. Toll finde ich auch das Bild mit den knochigen Bäumen in den Bergen. Ihr könnt so viele Eindrücke auf euren Reisen doch gar nicht verarbeiten oder?
Schon lustig was man mit so einer Minisäge alles aus dem Weg räumen kann. 😉😄
Nun sind wir auf die Weinberge gespannt und hoffen ihr habt nicht gleich euer hart erarbeitetes Geld in die Verkostung der Weine umgesetzt🍷😂 Australische Weine sind meist kräftig im Geschmack.
Wir haben letzte Woche auch ein Gläschen auf den Fotografen
angestoßen auf ein neues gesundes Lebensjahr. Euch beiden viel Glück bei eurer weiteren Jobsuche.
Lg eure Ellis
Ja das hat er! Naja, man gewöhnt sich an alles, auch an schnell wechselnde Landschaften und viele verschiedene Eindrücke. Wir sind ja von Asien und den vielen Menschen/Tieren/Aktionen schon etwas abgehärtet was die Eindrücke angeht 😉
Direkte Weinberge wie in Deutschland sucht man hier eher vergebens, aber schön anzuschauen sind die Felder natürlich trotzdem.
Liebe Grüße in den heimatlichen Frühling!
Heiße Tränen fließen, Ihr fehlt mir so sehr!
Du fehlst uns auch, Muttsch!