

Die Sache mit dem Glück und der Zuversicht, groß zu Denken
Bist Du glücklich? Sind wir glücklich? Sind die Leute mit denen wir unseren Alltag verbringen glücklich? Und was ist überhaupt das höchste Gut der Welt? Glück, Zeit, Liebe? Irgendwie scheint das alles zusammen zu hängen. Wer glücklich ist, verbringt die meiste Zeit mit den Menschen oder Sachen, die er liebt. Aber da jeder sein Leben und das ganz normale Überleben sichern muss, wird viel Zeit in die Arbeit gesteckt. Für manche ist das eine erfüllende Aufgabe, für andere eine tägliche Qual und Last. Die sogenannte „quality time“, die heute in aller Munde ist, wird immer wichtiger. Das bedeutet, dass man die Zeit, die einem neben dem Beruf zum Leben bleibt, möglichst effizient und schön mit seinen Lieben und seinen Vorlieben verbringt. Die Wochenenden werden mit aufregenden Aktivitäten vollgestopft oder den ganzen Tag faulenzend auf dem Sofa verbracht und rasen genauso schnell an einem vorbei wie jede einzelne Arbeitswoche. Das ganze Jahr arbeitet man auf den Urlaub hin, um dann zwei oder höchstens drei Wochen am Stück frei zu haben und eventuell tolle Orte zu entdecken. Aber kann das alles sein?
Wir sind nun schon zwei Jahre lang unterwegs. Zwei Jahre nicht in Deutschland gewesen. Zwei Jahre aus der „normalen Gesellschaft“ und „dem System“ herausgetreten, um einfach mal von außen zu betrachten, was uns als Deutsche eigentlich ausmacht und was uns glücklich macht. Hast Du Dich schonmal gefragt, was Dich überhaupt so richtig glücklich machen würde? Vielleicht kommen Dir zunächst materielle Dinge in den Sinn, dann denkst Du wieder, dass Dinge Dich nicht langfristig glücklich machen können. Also was dann – Kinder, Urlaub oder doch ein Haus mit Garten?
Für uns war die Antwort auf die Frage auch nicht leicht. Wir können nicht behaupten, das Glücksrezept gefunden zu haben oder jeden Tag zutiefst glücklich zu sein. Meist sind es sowieso die kleinen unerwarteten Momente, die das Glück in einem festsetzen. Aber wir wollten etwas für unser Glück und für unseren Traum tun und haben einfach losgelegt. Was uns zu Beginn noch so unmöglich erschien, wurde mit etwas Spinnerei und großem Denken zu einem konkreten Plan. Mit gemischten Gefühlen und der Überzeugung, das Richtige zu tun, fuhren wir los und werden diese Entscheidung nie bereuen!
Wir sagen nicht, dass Du jetzt auch eine Reise machen solltest und das Glücklichsein sonst nicht verstanden hättest. Wir wollen Dir nur zeigen, dass man mit einer guten Portion Mut und Tatendrang seine Träume erfüllen und leben kann. Und dass am Ende meistens alles gut wird. Was wir Dir aber mit auf den Weg geben können, ist, dass es uns immer geholfen hat, groß zu Denken, jeden Gedanken zuzulassen, Träume auszusprechen und gemeinsam zu überlegen, wie es klappen könnte. Hätten wir das nicht gemacht, wären wir jetzt nicht mitten in unserem persönlichen gelebten Traum. Zwar hätten wir eigentlich nicht erwartet, dass wir dann doch so lange unterwegs sein würden, aber da zeigt sich mal wieder, dass es immer einen Weg gibt.
Gerade jetzt, wo wir seit fünf Monaten auch wieder arbeiten gehen, merken wir, wie die Zeit erneut an uns vorbei rast und die Wochen nur so fliegen. Der besondere Einblick in das Arbeitsleben eines anderen Landes ist natürlich eine sehr gute Erfahrung für uns. Der damit zusammenhängende Alltag und eine gewisse Routine waren für uns beide eine willkommene Abwechslung zum Reisealltag, der sich doch sehr davon unterscheidet. Als wir in Asien unterwegs waren und die zehn Monate dort am Ende Revue passieren ließen, merkten wir, dass wir das erste Mal in unserem Leben nicht behaupten konnten, dass die Zeit gerast wäre. Zum ersten Mal konnten wir sagen, die Zeit ist genau in der Geschwindigkeit vergangen, wie es sich auch angefühlt hat. Hast Du das schonmal erlebt?
Die schönsten und glücklichsten Momente waren dabei immer die Ausflüge und Reisen auf Zweirädern. Das Gefühl von Lebendigkeit und Freiheit hat uns beflügelt und wir haben echte Freude erlebt.
Natürlich ist bei uns auch nicht alles schön, bequem, frei und unbesorgt. Gerade wir müssen uns als Fremde in anderen Ländern auch ganz schön durchkämpfen, manche unvorhersehbaren Momente bestehen und fühlen uns nicht selten irgendwie allein gelassen. Aber das gehört zu unserem Traum dazu und wir versuchen, immer nach vorn zu schauen und gemeinsam stark zu sein.
Im Juli hat uns eine spannende Frage erreicht, die wir nun mal beantworten wollen: „Was hat das Reisen und freiere Leben mit euch als Menschen und eurem Verhalten / Charakter gemacht? Denkt ihr, dass es euch verändert oder eher nicht?“ Wir denken ja und nein. Nein ist wohl leichter zu beantworten, da wir natürlich immer noch die gleichen Menschen sind. Wir haben keine totale Charakteränderung hinter uns oder erleben den Partner anders als sonst. Aber, um zum ja-Part zu kommen, wir haben unglaublich viel gelernt und weit über unseren Tellerrand hinaus geblickt. Vor allem nehmen wir auch unterbewusst andere Lebensweisen, Kulturen, Religionen, Geschmäcker und Gerüche wahr und verknüpfen die vielfältigen Eindrücke zu einem individuellen Bild, das uns weiterhin begleiten wird. Irgendwie geht es immer weiter, das haben wir gelernt. Auch in aussichtslosen Situationen tut sich immer wieder ein Weg auf. Das bedeutet auch, dass wir lernen mussten, nach Hilfe zu fragen und Hilfe anzunehmen. Wir sind sehr tolerant geworden und versuchen, jeden Menschen mit seiner Persönlichkeit und seinem Aussehen so anzunehmen, wie er ist und können manche Hintergründe von Verhaltensweisen besser einordnen. Überhaupt erleben wir die Welt als komplexes und gleichzeitig zerbrechliches Gebilde, in dem das kleine Deutschland nur eine von vielen Rollen spielt. Es gibt so viele Menschen, die in Asien so anders leben als wir. Das muss man wahrscheinlich mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu begreifen. Auch reflektieren wir unsere deutsche Lebensweise viel mehr und machen uns Gedanken zu den möglich(st)en und unmöglichsten Sachen. Und was uns am meisten auffällt, ist, wie flexibel wir geworden sind. Wir leben mit dem, was wir haben, fühlen uns in der hitzigsten Großstadt, aber auch auf dem letzten Kuhdorf wohl und gewinnen jeder Situation etwas ab. War es in Asien eher so, dass wir es genossen haben, von anderen Menschen abhängig zu sein, z.B. für ein Essen, eine Unterkunft oder die Fahrt zum Bahnhof, sind wir in Australien nun dabei glücklich, selbstständig unterwegs zu sein und auch mal eine Woche lang gar nichts weiter zu brauchen, als das was wir in unserer Tilly zu Verfügung haben.
Einer dieser unplanbaren Momente hat uns vor zwei Wochen erreicht. Unser Chef teilte uns ganz nebenbei mit, dass wir die Austernfarm in drei Wochen verlassen müssen, da sie keine Arbeit mehr für uns haben. Damit war der schöne Plan, hier bis Dezember zu arbeiten, dahin. Wir treten also die letzte Woche an, müssen uns wieder etwas Neues suchen und sind schon in der nervigen Welt der Jobsuche versunken. Es ist wirklich nicht leicht, als deutsches Pärchen einen guten Job im Farmbereich in Australien zu finden. Und wir wissen noch nicht einmal, in welche Richtung wir in einer Woche an der Hauptstraße abbiegen sollen. Aber wir versuchen wieder, uns durchzukämpfen und unseren Traum in die Hand zu nehmen. Auch wenn es möglich wäre, daran zu scheitern.
Also in diesem Sinne, trau Dich! Vielleicht konnten wir mit diesem Artikel auch etwas Zuversicht für Deine Träume und Dein Glück ausstrahlen.
(Wir bleiben in unseren Artikeln jetzt übrigens bei der Wir-Form. Ist doch irgendwie schöner oder?!)
9 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für den Artikel! Ich fand es interessant und freue mich jetzt schon, mich irgendwann mit euch persönlich über eure neuen Sichtweisen auszutauschen. Mir gefällt die Wir-/Ich-Form;-).
Viel Erfolg bei der Job-Suche!
Liebe Karina, das freut uns, wenn es dir gefällt!
Ja, der Austausch wird bestimmt erkenntnisreich für beide Seiten – bei euch ist ja auch immer was los 😉
Noch hat sich kein neuer Job aufgetan, wir bleiben aber dran.
Liebe Reisende,
zuerst mal: ja, die Wir-Form ist schöner. Ich bin auch dafür, das beizubehalten. Zweitens: Gratulation, dass ihr seit kurzem ins dritte Jahr geht. Diese Zeit und Erfahrungen kann euch niemand nehmen. Danke auch für die vielen ausführlichen Berichte bisher (und die wenigen Rechtschreibfehler – etwa einer pro Jahr), ich habe jeden Buchstaben gelesen und jedes Bild gesehen, danke! Und drittens: Jetzt also ein “philosophischer” Bericht zum Jubiläum. Ich freue mich, wenn es euch dort gut geht und ihr das Gefühl habt, das Richtige zu tun. Ich glaube, das Wichtigste für euch ist, dass ihr weiterhin gut zusammen haltet und euch mit dem was ihr macht identifizieren könnt, also grundsätzlich einig seid. Dann sind auch alle Probleme und unglücklichen Tage zu bewältigen. Es gäbe doch nichts Schlimmeres, als wenn einer noch fünf Jahre bleiben und weiterreisen wöllte, der andere aber am liebsten in fünf Minuten nach Deutschland zurückkehren würde. Aber so stimmt die Einstellung bei beiden und da habt ihr auch genug Nerven, eine neue Arbeit zu finden (oder ist das schon erledigt?).
Also, auf die nächsten 731 Tage (nächstes Jahr ist ja Schaltjahr) nonstop.
Viele Grüße
Lieber Samu,
danke für die lieben Worte! Du als wahrscheinlich treuster Leser hast den Nagel auf den Kopf getroffen:
wir haben auch schon oft gedacht, was es für ein Glück für uns ist, die gleiche Einstellung zum Reisen/ unseren Plänen für die Zukunft zu haben. Das hilft uns sehr, auch an dunklen Regentagen fröhlich den bunten Regenschirm aufzuspannen.
Alles Liebe für euch nach Dresden! 🙂
Ja, ich muss schon sagen: “Dieser Artikel ist doch sehr anrührend!”
Danke für die Einblicke in Euer Inneres und ich versteh Euch sehr gut!
Und da schwingt auch eine Menge Stolz auf Euch in meinem Herzen!
Seid umarmt! Eure Mutsch
Das ist schön zu hören! Kussi Muttsch
Ihr zwei Lieben!
Das ist ein toller und spannender Artikel und eine Frage, die wohl die meisten interessiert (mich jedenfalls), die euch vermissen und sich fragen, wie ihr so drauf seid, wenn wir euch irgendwann wieder sehen. Die meisten Veränderungen werdet ihr wohl feststellen, wenn ihr wieder da seid 😉
Liebe Grüße aus Leipzig 🙂
Hey, ja das denke ich auch! Grüß mir das wunderschöne Leipzig ♥☀🌼
Hello, sorry for my english response… If you’d would like to house sit for me for at least a month in Adelaide that would be great. I will be interstate for work so house will be empty. No cost to you… I know this isn’t a job but it might give you chance to save money while job hunting, as well as chance to relax in a house after so long travelling.. I came across your blog through your beautiful sister Rahel who I met in Japan. I know I can trust her, so I I’m sure I can trust you both too. Let me know if you are interested…
Kind regards, Lindsay.