

Bye bye Laos, es war schön bei dir
Das Dauergrinsen bemerkten sie erst am aufkommenden Muskelschmerz um die Mundwinkel. Sie gasten mit einem schmalen Holzboot durch die finstere riesige Höhle und leuchteten mit den Taschenlampen um die Wette. In jeder Ecke gab es interessante Gesteinsformationen zu entdecken. Die hohe Decke ließ verschieden farbige Steinschichten erkennen. Weitere Abzweigungen waren durch größere und kleine Löcher in der Felswand zu erahnen. Der Steuermann des motorbetriebenen wackeligen Bootes saß mit dem Ruder in der Hand im Heck und machte sich einen Spaß aus eng geschnittenen Kurven. Die Touristen hielten die Planken umklammert und fühlten sich durch die am Körper getragenen Schwimmwesten wenigstens ein bisschen sicher. Der Guide wusste genau, wo er lang fahren musste, um flaches Wasser, Felsbrocken und zu enge Kurven zu vermeiden. Eine Stunde brauchten sie für den Hinweg der 12,5 Kilometer langen Höhle und eine weitere Stunde für den Weg zurück. Zwischendurch mussten sie das Boot mehrmals verlassen. Zu Beginn führte ein abgesperrter und bunt beleuchteter Pfad durch einen Zauberwald von Stalagmiten und Stalagtiten. Ungläubig schauten sich die beiden im langsamen Gehtempo um und gelangten schließlich an das Ende des Pfades, wo das schwimmende Fortbewegungsmittel schon wieder auf sie wartete. Der nächste Stop war bedingt durch niedriges Flusswasser und schwellenartig ansteigenden Grund. Mit komischen Gesten erklärte ihnen der Laote das Vorhaben. Die Deutschen sollten vorn am Seil ziehen, während er das Boot von hinten anschieben würde, um die Schwellen zu überwinden. Alle legten sich mächtig ins Zeug und nach ein paar „three, two, one“- Rufen hatten sie den Kahn am richtigen Platz. Die Truppe stieg wieder auf ihre Holzsitze und bestaunte die düstere Natur, ähnlich der Wohnstätte Gollums, bis zum Pausen- und Wendepunkt. Von dort ging es nach einer Viertelstunde zurück, diesmal mit rasantem Tempo über den schwellenartigen Miniwasserfall und schon bald fanden sie sich am Höhleneingang wieder. Das lustige Abenteuer war schneller vorbei als gedacht. Adrenalingeladen bestaunten Deborah und Sven die vor dem Höhleneingang liegende Bucht und schlenderten gemächlich, an den grünen Tabakplantagen vorbei, zurück ins Dorf. Mehrere Mädchen und Frauen waren dabei, die großen Blätter zu ernten und zu verarbeiten. Von der Holzterrasse des Bungalows aus hatten sie eine gute Sicht auf die Arbeiterinnen, das Feld und den Sonnenuntergang.
Es hieß Abschied nehmen von Laos, denn die nächste Tagesetappe führte zurück über die Grenze nach Vietnam. Laos zeigte sich auf den letzten Metern von seiner besten Seite mit Sonnenschein, verlassener Landschaft und spartanischen Holzhäusern. An der Grenze ging alles glatt. Zwar suchten sie auf dem verregneten Grenzhügel eine Weile nach den richtigen Behörden, um die passenden Stempel zu bekommen, aber niemand fragte nach den Motorrollern. Erleichtert fuhren sie die regnerische Straße in Vietnam bergab bis zur nächsten kleineren Stadt, wo sie die Nacht verbringen würden. Nach dem großzügigen laotischen Sonnenschein mussten die beiden ihre dünnen Regencapes lange suchen und hofften auf baldige Besserung des Wetters. Die vietnamesische Sonne ließ zum Glück nicht lange auf sich warten. Auf dem Weg nach Phong Nha schwitzte das Pärchen ungemein unter den dünnen Regenjacken, die bei der Fahrt einen heftigen Sonnenbrand vermeiden sollten. Auch die Roller hatten bei der Hitze gut zu tun. Innerhalb einer Woche musste der Auspuff dreimal erneut fixiert werden. Jedes Mal wird geschweißt und geschraubt, aber die Halterungen sind dermaßen hinüber, dass keine Schweißnaht länger als für 200 Kilometer halten wird und das liegt nichtmal an den Straßen, die jetzt auf Vietnams Highways nicht besser sein könnten. Ein paar Bodenwellen und Schlaglöcher der Städte reichen schon aus, um dem Auspuff zuzusetzen. Hoffentlich finden sie bald einen Mechaniker, der etwas Englisch kann oder einen Freund hat, der übersetzt. Dann wäre es von Vorteil, die komplette Halterung am Motorblock zu erneuern. Bleibt nur die Frage, ob diese Ersatzteile aufzutreiben sind und was der Spaß kosten soll. Jedenfalls nutzten sie die Zwischenpause beim Schrauberladen für erfrischende Melone und um etwas die Beine zu vertreten.
In Phong Nha, einem Gebiet mit weiteren Höhlen im Nationalpark, wurden Deborah und Sven sehr freundlich begrüßt. Sie schauten sich ein hotelartiges Homestay an und bekamen zunächst einen Obstteller mit Mango und Drachenfrucht und Bier mit Eis vorgesetzt. Am Abend wurden sie für ein reichhaltiges Abendessen eingeladen. Es gab frischen Reis, kleine eingelegte Zwiebeln, Gemüse und Salatblätter, Omelett und dazu in Honig gebratenes Schweinefleisch und saftigen Fisch. Die Sojasauce durfte natürlich auch nicht fehlen und gemeinsam mit der Besitzerin und ihren Kindern machten sie sich über das Essen her. In kleinen Schüsseln wurde ihnen der Reis gereicht, die restlichen Zutaten konnten sie sich selbst mit ihren Essstäbchen nehmen. Es war sehr lustig. Die Tochter übersetzte, der 17-jährige Sohn wollte auf englisch ausgefragt werden, um die Sprache zu erlernen und die Besitzerin nötigte sie eben wie eine gute Mutter, noch ein und noch ein Schälchen zu essen. Zum Schluss gab es etwas Obst, dann spülten sie die Schüsseln mit klarer Brühe aus und einen selbstgebrannten Schnaps hinterher. Am nächsten Tag fuhren die beiden nach dem Frühstück durch die dicht bewachsenen Kalksteinfelsen der Region und besuchten den „Botanischen Garten“. Drei verschiedene Routen führten durch das große Jungelgebiet des „Gartens“. Ein älterer Franzose empfahl den beiden, die größte Runde zu wählen, da von dort das Highlight – der Wasserfall – am besten einzusehen wäre. Sie nahmen seinen Rat an, wanderten zwei Stunden durch den feuchten dichten Jungel bis zum Wasserfall und zurück. Tiere sahen sie leider nicht, nur ein paar Käfer und viele Mücken. Zum Schluss stärkten sie sich im Restaurant und tranken reichlich kaltes Wasser. Auf der Rückfahrt trockneten die schweißgetränkten Klamotten von ganz alleine. Zurück in der Unterkunft wurde ihnen ein weiteres Essen vorgesetzt. Diesmal gab es Klebereis mit Wurst, Zwiebeln und traditionellen Pancakes, die sich als in Bananenblättern gedünstete Reistaschen mit Speck- und Nussfüllung erwiesen. Sehr lecker!
Seit gestern sind Deborah und Sven nun in Hue, einer bekannten Großstadt in Meeresnähe. Die Fahrt war durch die Hitze ziemlich anstrengend. Die beiden freuten sich über das schöne Hotelzimmer und erkundeten am Abend die nähere Umgebung und den Nachtmarkt. Morgen werden sie sich die restliche Stadt anschauen und bald wieder das Meer Auge in Auge begrüßen können.
Während Deutschland friert, schwitzen wir hier und schicken Euch die Sonne rüber!
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Eure Aufnahmen sind wieder von super Qualität.
Es ist schön das ihr so eine Gastfreundschaft genießen dürft. Diese Menschen haben sicher nicht so ein unbeschwertes Leben wie wir, seid dankbar!
Euer Zeitungsartikel war auch wieder sehr informativ geschrieben. Danke.
Euch nicht ganz so große Hitze und genießt das Meer. Wir warten sehnsüchtig auf den Frühling.
LG aus Pulsnitz eure Ellis
Hallo, mit den Aufnahmen war es diesmal nicht ganz so einfach, aber schön wenn sie euch gefallen. Das Meer genießen wir noch eine Weile, haben gerade noch einmal verlängert 😉 . Der Frühling ist ja auch so gut wie angekommen bei euch, dann genießt die Sonne mit Kaffee und Kuchen 🙂 !
12,5km!? Warum so viel?
Ja war wirklich irre durch so eine lange Höhle mit einem schmalem Holzboot zu gasen! Aber es soll sogar noch längere geben 🙂
Die Höhle war bestimmt ein wunderschönes Erlebnis! Vielen Dank für den so anschaulichen Bericht und die super schönen Bilder! Wie lange dauert den das Schreiben der Berichte immer?
So ein nerviger Auspuff aber auch…!
Oh ja, das war sie! Also wenn du mal nach Laos kommst… 😉
Das kommt drauf an, meistens nimmt ein ganzer Bericht mit Bildern schon einen Tag in Anspruch, aber wir lassen es ruhig angehen!