

Wir schwelgen immer noch in Urlaubserinnerungen.
Zurück an der tasmanischen Nordküste ließen wir uns von einem Touriörtchen ins nächste treiben. Stanley begrüßte uns schon von weitem mit dem markanten Berg „The Nut“, der einst ein lavaspuckender Vulkan war und nun mit einem Sessellift und Rundweg zum Ausflugsziel erklärt wurde. Wir entschieden uns für den kurzen Fußmarsch in die Höhe und waren plötzlich vom Meer und wunderbaren Ausblicken umgeben. Auch die Mohnfelder konnte man von hier oben ausmachen. Zur Opiumproduktion fungieren die einst weiss oder lila blühenden Blumen und wurden überall mit Stacheldraht umzäunt. Es gab Gerüchte über Kängurus und andere Tiere, die die Wirkung der Droge unterschätzten und folglich mit einer Überdosis durch die Gegend schlingerten.
In Burnie ging es weiter mit dem Touristenprogramm. Diesmal kamen wir voll auf unsere Kosten. Wir steuerten eine weitere Pinguinplattform an, bei der am Abend eine kostenlose Führung angeboten wurde. Mit rotem Licht versuchten die Besucher die kleinen Seevögel ausfindig zu machen. Gerade als wir ankamen, watschelten die ersten aus den Wellen. Mit ziemlich putzigen Bewegungen und kleinen geschickten Sprüngen bahnten sie sich meist in einer Zweier- oder Dreiergruppe den Weg über Sand und grobe Steine bis zu ihrem Nest. Sie waren den ganzen Tag über im Meer zum Fischen gewesen und hatten nun genug Nahrung für ihren Nachwuchs mitgebracht. Uns wurde versichert, dass der Anblick von Küken beim Streit um das Futter sehr selten sei. Zwei kleine graue Knäuel mit flauschigen Federn machten sich über das Muttertier her und verloren sich in einem wirren Kampf um den besten Platz am Schnabel. Lautes Gekreische begleitete die Aktion. Nach und nach kamen immer mehr Pinguine aus den Fluten und lockten ihre Küken mit piependen Rufen zur Fütterung aus dem Bau. An die 20 Meter entfernte Schnellstraße mit angrenzenden Bahngleisen und jeder Menge Verkehr hatten sie sich schon gewöhnt.
Den Berg, den alle kennen, erklommen wir als Nächstes. Mit seinen 1545 Metern Höhe war der „Cradle Mountain“ zwar nicht der höchste Berg der Insel, doch durchaus einer der schönsten und beeindruckendsten Felsmassive Tasmaniens. Schroffe Steine liefen zu einer langgezogenen Spitze zu. Viele Wanderer machten sich auf den langen Weg zum Gipfel, darunter waren alle Altersklassen vertreten. Das Besucherzentrum war großzügig angelegt und auf die vielen Wandersleute vorbereitet. Mit einem Shuttlebus wurden wir durch den Nationalpark gefahren und konnten über verschiedene Stationen und Wege den Aufstieg beginnen. Die folgenden sieben Stunden brachten uns über Stock und Stein vorbei an wundervollen Ausblicken über unzählige Berge und Seen und die Wanderung wurde anspruchsvoller, je höher hinauf wir gelangten. Jetzt mussten wir den bequemen Weg verlassen und mit großen Felsen vorliebnehmen. Wir kamen nur noch langsam voran, mussten viel klettern und uns an den Steinen festkrallen. Mit einem atemberaubenden Rundumblick wurden wir schließlich belohnt. Über den Kletterpart ging es nach dem Genießen der Aussicht wieder hinunter. Dann hatten wir mehrere Optionen und entschieden uns letztendlich für einen etwas steileren, aber kürzeren Weg hinab ins Tal. Unten angekommen, kam uns eine indische Familie entgegen, mit Flipflops und Jogginghosen bekleidet und fragten uns, wo man denn hier hinlaufen müsste. Den langen Weg zum Berg empfohlen wir lieber nicht, sodass sie sich nur kurz am See umschauten und dann wieder kehrt machten.
Wir hatten das Wandern immer noch nicht satt. Am „Mersey River“ übernachteten wir vor unserer Dreitageswanderung im Nationalpark „Walls of Jerusalem“. In der Stadt hatten wir uns noch einen kleinen Campingkocher gekauft, um diesmal kulinarisch etwas besser aufgestellt zu sein. So konnten wir uns einfach etwas Wasser, das man sogar aus den Flüssen trinken konnte, heiß machen und mit Fertignudeln oder -risotto aufkochen. Morgens gab es dann einen heißen Kaffee und leckeres Porridge mit Banane. Die warmen Mahlzeiten stärkten uns für die kalten Nächte. Wir zogen alle Klamotten an, die wir bei uns trugen und kuschelten uns dicht zusammen. Am Morgen wurden wir mit Frost auf unserem Zelt begrüßt und mussten erstmal abwarten, bis die Planen getrocknet waren. Auf einer der angelegten Zeltplattformen konnten wir unser Zelt trocken und sicher verankern und hatten gleich eine saubere Fläche zum Verstauen der Utensilien. Unsere erste Nacht in freier Natur war geschafft. Sieben Stunden Marsch und wahnsinnige Aussicht mit viel Gepäck lagen vor uns. Doch die einzigartige hochalpine Landschaft machte jede Anstrengung wieder wett.
Über ein breitgezogenes Tal betraten wir die „Walls of Jerusalem“, die sich rechts und links von uns in die Höhe schraubten. Mehrere kleine Gipfel wurden zum Wanderziel erklärt und einzeln bestiegen. Vom „Salomons Throne“ hatten wir eindeutig den besten Blick. Auch der „Mount Jerusalem“ bot einzigartige Panoramas ins Tal und auf die umliegenden Berggipfel. Auch der „Lake Adelaide“ breitete sich vor uns aus, unser kommendes Nachtlager. Vom letzten öffentlichen Zeltplatz bis zu unserem Tagesziel trennten uns anstrengende und einsame zwei Stunden. Mit nassen Füßen, zitternden Beinen und schmerzenden Schultern kamen wir am See an. Nur zwei weitere Menschen trafen wir auf diesem Weg, der abseits vom Hauptweg über einen Umweg letztendlich ans gleiche Ziel führte. Die beiden älteren Herrschaften halfen uns direkt dabei, einen trockenen Platz für die Nacht zu finden. Durch die ganzen Moose und Flüsse war dieses Unterfangen relativ schwer. Horden von Mücken stachelten uns zur Eile an. Dann schmissen wir verbotenerweise unseren Kocher im Zelt an und lachten die Mücken am Netz aus, die nicht hereinkommen konnten. Diese Nacht war glücklicherweise etwas wärmer und wir schliefen nach dem anstrengenden Tag sehr gut.
Der Rückweg gestaltete sich schwierig und wir überlegten schon, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben, den langen Weg gewählt zu haben. Minutenlang suchten wir nach dem richtigen Pfad, mussten dicht zugewachsene Sträucher mit schmerzhaften Dornen durchpflügen, matschige und nasse Pfützen überqueren und uns einen Weg über reißende Flüsse bahnen. Stunden später vereinte sich der abenteuerliche Weg wieder mit dem Hauptweg und wir waren sehr froh, das Schlimmste endlich hinter uns zu haben. Nach einer weiteren Stunde des Abstiegs hatten wir endlich wieder Sichtkontakt mit unserer Tilly und waren erleichtert, sie unversehrt vorzufinden.
Am „Mersey River“ hatte es uns so gut gefallen, dass wir das klare Wasser gleich nochmal ansteuerten und uns einen Tag völlige Ruhe gönnten. Hier konnten wir nackig baden gehen, lange ausschlafen und den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen. Den berühmten „Tasmanischen Teufel“, ein kleines nur in Tasmanien vorkommendes Tier, das zur Familie der Raubbeutler gehört und ein enormes Organ zum lauten Kreischen besitzt, hörten wir nur im Gebüsch krakeelen. Dafür bekamen wir ein gelangweiltes und übergewichtiges Possum mit ordentlichen Glubschaugen zu Gesicht.
Wir verabschiedeten uns von Tasmanien in dem Örtchen Port Sorell mit einem ausgiebigen Srandspaziergang und streunerten auch in Devonport ein letztes Mal durch die Straßen. Viele Segelschiffe und eine Robbe winkten uns zum Abschied. Am nächsten Morgen ging die Fähre zurück auf das Festland. Die Überfahrt war lang, aber wenigstens hatten wir einen ruhigen und sonnigen Tag erwischt.
Wir wurden auf der Kartoffelfarm erwartet! Tony rechnete fest mit uns, allerdings hatten wir uns noch eine Woche Puffer eingebaut, da wir ja endlich einmal die berühmten „Grampians“ sehen wollten. Über Geelong, wo wir uns mittlerweile gut auskannten, den „Lake Colac“ mit einem wunderbaren Freecamp und dem Küstenort Port Fairy, näherten wir uns der Gebirgskette. Bevor wir ins Landesinnere abbogen, stürzten wir uns noch einmal in die Fluten und bekamen mit dem kalten Meereswasser eine gute Abkühlung von der Hitze des Tages. Die Schönheit des Ortes mit seinen tollen Stränden und Buchten nahm uns völlig ein.
Schnurgerade fuhren wir nun in den Norden und sahen uns plötzlich einer sehr langgezogenen Gebirgskette gegenüber, die mit ihren wellenförmigen Erhebungen und schroffen Abbrüchen in der sonst so flachen Landschaft sehr eindrücklich war. Nicht nur uns gefiel dieser Flecken Erde, auch viele Australier, Asiaten und weitere Touristen wollten hier Ruhe finden und wandern gehen.
Nach einer ruhigen Nacht im Busch verbrachten wir drei Stunden am frühen Morgen am „Mount Abrupt“, wo einer der anspruchsvolleren Wege hinauf führte. Der Blick vom Gipfel führte uns die Formation des Gebirgszuges vor Augen. Auch ein paar Wedge-Tailed Eagle (Keilschwanzadler) erhoben sich durch die lauen Lüfte des Morgens.
Halls Gap, das zentrale Besucherörtchen, bestand eigentlich nur aus verschiedenen Campingplätzen, einem Freibad und kleinen Läden. Außerdem führten viele kleine Wege durch die Naturattraktionen des Umlandes. Nach einem Bad im „Lake Bellfield“ und einer weiteren Nacht im Wald, spazierten wir durch den „Grand Canyon“ bis hoch zum „Pinnacle Lookout“. Danach ging es zu den „McKenzie Falls“, die schönsten und größten Wasserfälle der Umgebung. Dementsprechend tauchten viele Besucher an diesem warmen Tag ihre Füße in das kühlende Nass und bestaunten nebenbei die kontinuierlich herabfallenden Fluten.
Wir konnten uns gar nicht mehr vorstellen, wie es sein würde, jeden Tag neun Stunden zu arbeiten. Im alten Farmhaus begrüßte uns ein belgisches Pärchen. Sie hatten schon mit dem Ernten für Mark, den Schwager von Tony, begonnen. Wir richteten uns ein und tauschten uns mit den neuen Mitbewohnern aus. Am nächsten Tag sollte die Arbeit schon beginnen. Die erste Woche war wirklich etwas hart. Wir mussten uns erstmal wieder an die körperliche Arbeit an der frischen Luft gewöhnen und waren am Abend immer sehr müde. Mit der Zeit wurde es schnell besser und mittlerweile, nach fast drei Monaten, ist die Ernte schon wieder fast beendet. Es werden noch ein paar Wochen in der Halle folgen, um die geernteten Kartoffeln für den Verkauf fit zu machen.
Die Arbeit auf der Kartoffelfarm hatten wir letztes Jahr schon in diesem Artikel ausführlich beschrieben: http://www.out-of-schublade.com/kartoffeln-apern-erdaepfel-und-pommes-de-terre/
Damit ist nun das Thema Tasmanien zunächst abgehakt. Gegen einen weiteren Besuch in nicht allzu weit entfernter Zukunft hätten wir allerdings nichts einzuwenden!
12 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Ihr zwei,
habe gerade euren Beitrag mit Eric angeschaut und habe eine Excelschulung von Ihm bekommen :-p
Wir hoffen euch geht es gut. Ich werde hier gut versorgt 😉
Lasst mal wieder von euch hören
Gruß Opa
Hallo Opa,
das klingt ja prima, da kannst du in Zukunft unsere Berichte zu jeder Zeit durchstöbern 😉
Schön zu hören, dass es dir gut geht! Mach weiter so 👍
Eine tolle Zeit im Garten und bis bald,
Debbie und Sven 😊
Wirklich schöne Bilder, auch das Gefühl dabei, Ruhe in der Landschaft zu haben. Beneidenswert!
Bissl auch wie Hohe Tatra anzusehen. Auch so kalt.
Ja, wir fanden es auch sehr schön, vor allem die Natur und Ruhe! Die findet man hier doch um einiges einfacher, als in Europa. Nur alles meist sehr trocken, auch wenn es grün aussieht. ☀️
Liebe Grüße in den Sommer, wir frieren 🥶 bis bald 😘
Wir sind begeistert von den herrlichen Aufnahmen.
Ihr habt ganz schön anspruchsvolle Touren unternommen nicht ganz ungefährlich aber natürlich mit tollen Ergebnis. Uns erinnert das auch sehr an die Hohe Tatra. Das war manchmal auch sehr anspruchsvoll aber dafür gab es die schönsten Ausblicke.
Wir sind nun gespannt wie es in diesen Corona Zeiten für euch nach der Kartoffelfarm weiter geht.
Bleibt gesund und munter !!!
Lg eure Ellis
Hallo,
schön, dass es euch aus der Ferne auch gefallen hat 😉 ja, wir waren manchmal ganz schön platt, aber es hat sich gelohnt und die mehrtägigen Wanderungen waren mal was Neues für uns!
Neu wird es dann auch bald wieder jobmäßig, wir sind ebenso gespannt, wohin es uns verschlagen wird.
Alles Liebe nach Pulsnitz, Debbie und Sven 👋🏻
Mir gefällt Euer Pinguinerlebnis am besten. Das war bestimmt super niedlich! Vielen Dank für Eure Mühe mit den Berichten, liest sich gut und die Bilder sind eine Augenweide!
Liebe Grüße Eure Mutsch
Hi Mutsch,
das klingt gut, danke 😉 Die Pingus 🐧 waren wirklich sehr niedlich zu beobachten, so viele kleine graue wuselnde Küken auf einem Haufen!
Bis bald! 😘
Hab den Kindern euren Bericht mit vorgelesen. Sie fanden die Tiererlebnisse am spannendsten. Wieder sehr interessant, zum Beispiel wie der Campingplatz “getäfelt” ist. Wahrscheinlich wird sonst alles nass, oder? Sind die Wege über längere Strecken mit Brettern ausgelegt oder nur an der Stelle, wo ihr fotografiert habt? Viele Grüße, Samuel
Hey ihr Lieben, schön dass die Kinder das vorgelesen bekommen 👍😊 bei den Pingus mussten wir auch an sie denken, dass ihnen das gefallen würde! Ja genau, sonst hätten wir im Nassen gelegen, war bei der 2. Nacht ohne Plattform nicht so einfach, einen trockenen Platz zu finden.
Die Bretter auf den Wegen gab es vor allem da, wo es sumpfig war und auf dem Hauptpfad. Da sind wir immer gleich viel schneller voran gekommen, aber auf den abgelegenen Wegen wurden die Füße dann doch nass und die Wanderung wurde länger 😉
Alles Liebe nach DD 👋🏻
Liebe Debbie, lieber Sven,
Es grüßt euch die teschi.
So schöne Bilder, so eine schöne Story.
Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag.
Ich halte weiterhin die Stellung.
Liebste Grüße aus dem wunderschönen Leipzig
Liebe Teschi,
schön von Dir zu hören! 😊
Toll, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Bald kommt ein neuer 😉
Lass Dich nicht unterkriegen und grüß mir schön mein Leipzig!
Kuss und Umarmung aus weiter Ferne 😘☀️👋🏻