

Es geht endlich auf Tour!
Zwei Wochen später fuhren sie vom Hof. Am letzten Abend kochten sie leckere Lasagne und bereiteten süßen Nachtisch vor. Sie bedankten sich mit einem kleinen Geschenk bei der Familie und durften es sich ein letztes Mal vor dem warmen Kamin gemütlich machen. Das Chaos im Auto war noch groß, aber die wichtigste Ausstattung, das Bett, war nun endlich mit von der Partie. Mit Holzstützen und einem Lattenrost hatten sie den mobilen Kühlschrank geschickt ummantelt und konnten nun eine Standardmatratze auf dem Gestell platzieren. Auch die Verstauboxen fanden sich passgenau unter dem Bett ein und gaben genug Freiraum für Lebensmittel, Küchenutensilien, Autozubehör, Klamotten und den ganzen anderen Kram. Einige Dinge müssen sie noch in Perth kaufen und ihre Ausstattung vervollständigen. Was alles so für die Trips benötigt werden würde, ist nicht ohne. Vom Dieselkanister über Wassertanks, Abschleppgurte und Sandbleche bis hin zum Solarpanel und Wechselrichter wollte alles bedacht werden. Auch die ersten Offroaderfahrungen konnten sie mit Jano und Jens, einem Deutschen, der schon eine Weile in Australien arbeitet, sammeln. Von der normalen asphaltierten Straße ging es einen schmalen ausgespülten Sandweg Richtung Dünen. Der weiße Sand blendete. Sie schalteten in den „Low Gear“ und versuchten ihr Glück an verschiedenen Dünenbergen, mal sachte, mal etwas steiler. Manchmal mussten sie mehrere Anläufe nehmen, um den rutschigen Sandberg zu erklimmen. Über Funk gab Jano ein paar hilfreiche Tipps und Jens war nicht zimperlich damit, herausfordernde Pfade zu finden. Dann ging es mehrere Meter überwältigend steil bergab und weiter bis zurück zur Straße. Aber schon bogen sie in den nächsten kleinen Pfad hinein, ließen widerwillig die kratzigen Äste an ihren Autos entlang schleifen und kamen irgendwann unmittelbar am Strand heraus. Da stand nun der „Kätpn Blaubär“ mit seinen autorisierten Kumpanen direkt am Wasser und genoss den Ausblick. Das erkorene Ziel für den Sonnenuntergang war ein felsiger Berg, der sich ein paar hundert Meter weiter in den Himmel erhob. Der Sand am Strand wurde zunehmend weicher und die Spur ausgefahrener. Links daneben erwartete sie gleich das blaue Wasser. Jetzt hieß es um jeden Preis in der Spur zu bleiben, um nicht zu weit Richtung Wasser zu rutschen und komplett den Halt zu verlieren. Natürlich passierte genau das, was passieren musste, das Auto stellte sich quer. Sven konnte es einfach nicht mehr in der rutschigen Spur halten. Hauptsache sie blieben nicht stehen. Anhalten war der Tod für sandige Strecken. Also gab Sven weiterhin Gas, kurbelte fleißig am Lenkrad und riss das blaue Monstrum in letzter Sekunde wieder auf den rechten Pfad. Es ging nochmal kurz durch die Dünen, bis erneut der Strand vor ihnen auftauchte. Daneben war eine felsige Wand, die steil nach oben führte. Sie dachten, dass Jens sich einen Scherz erlaubte, als er direkt darauf zusteuerte. Er wollte doch nicht wirklich da hochfahren, oder?! Oh doch, er wollte. Und er tat es, einfach so. Sein Auto kraxelte in Schrittgeschwindigkeit die Felswand hinauf und suchte sich tapfer den besten Weg zwischen kleinen Tälern und Bergen heraus. Dann waren die Anfänger dran. Adrenalingeladen klemmten Deborah und Sven in ihren Sitzen und verließen sich komplett auf die Fähigkeiten des „Käptn“. Er machte seine Sache sehr gut. Als Jano dann auch oben angekommen war, feierten sie die ersten Erfolge mit einem kühlen Bier und machten sich nach dem Sonnenuntergang auf den steilen Heimweg.
Die drei Freunde zogen innerhalb von Esperance weiter zu einem anderen Deutschen, der ebenfalls schon vier Jahre in Australien lebt und arbeitet. Dort konnten sie vor dem Haus stehen und im Auto übernachten. Wie der Zufall es wollte, wurde der Gastgeber am nächsten Tag 30 Jahre alt und lud sie zu seiner Geburtstagsfeier in die Werkstatt von John Deere ein. Nach dem Abendessen wärmten sie sich vor dem Ofen auf und quatschten mehrere Stunden. Dann krochen sie in die Autos und ließen den nächsten Tag ruhig angehen. Sie fuhren nochmals die Strände ab, um nach Walen Ausschau zu halten, hatten aber wieder kein Glück. Am Abend gab es reichlich Bier und Bratwurst, auch Lammsteaks und Schokokuchen. Die Kollegen unterhielten sich über jede Menge australische Erlebnisse und machten ihrem Eindruck von „robusten Typen“ alle Ehre. Spät fielen sie in die Federn und schliefen gut bis zum nächsten regnerischen Tag.
Nun ging es weiter nach Albany. Fast 500 Kilometer trennte sie von der schönen Stadt an der Südküste, sie fuhren also auf zwei Tage verteilt. Unterwegs auf den schmalen Highways begegneten ihnen lebendige und tote Kängurus, auch einige Skelette und vier stolze Emus. Über eine App fanden sie einen wundervollen Platz, wo sie übernachten konnten. Ein Sandweg führte von der schnurgeraden Straße in den Busch hinein bis er an einer ovalen Freifläche endete. Der Wind pfiff eisig. Die zwei Autos parkten mehrmals um, um etwas geschützt zu stehen. Rechts und links von einem buschigen Baum fanden sie den idealen Platz, daneben direkt eine bereits vorbereitete Feuerstelle. Dann ging alles ganz schnell. Jano entfachte das Feuer, die Jungs sammelten Holz, Deborah schnippelte das Gemüse. Dann wurden die halben Bäume zurecht gesägt, auf das Feuer geschichtet und lieferten wollige Wärme. Sie kochten sich ein Hühnchencurry mit Couscous und nahmen zum Abendessen am Feuer Platz. Es war schon lange dunkel, über ihnen schillerte ein gewaltiger Sternenhimmel. Ein Bier versüßte ihnen die Zeit, bis das Holz heruntergebrannt war. In Janos Auto kuschelten sie sich unter die Decken und schauten vor dem Schlafengehen einen Film über den Laptop.
Albany empfing sie ebenfalls mit Regen. Deborah und Sven gingen zur Feier ihres ersten Hochzeitstages gemütlich Kaffeetrinken und schafften die riesigen Stücken Torte kaum. Ein Schlafplatz war für den Abend schnell gefunden, auch ein öffentlicher Grill für das Abendessen. Heute entdeckten sie die traumhafte Umgebung von Albany etwas genauer. Zusammen fuhren sie von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und spähten nach Walen im Meer. Neben einem riesigen Spalt in den Felsen der Küste und einer gewaltigen natürlichen Steinbrücke bestaunten sie einige langgezogene Löcher in den Felsen, sogenannte Blowholes, durch die die Wellen ihre gewaltigen Wasserschleier sprühten. Auch der Lachsstrand war atemberaubend schön. Die Tiere zeigten sich zwar nicht, aber das durchsichtige kristallklare Wasser mit umwerfenden Türkis- und Blautönen ließ stolz die Felsen und Riffe durchblicken. Zum Sonnenuntergang begaben sich die drei in eine gewaltige Kulisse. Der örtliche Windpark über der Steilküste bot ihnen einen unvergesslichen Ausblick mit orangeroten Farben und schön angelegten Holzstegen. Ein perfekter Ausklang des aktiven Tages.
Hoffentlich werden sie in den nächsten Tagen endlich mal ein paar Meeressäuger beobachten können, die Saison dafür ist momentan die beste! So geht es in den kommenden Wochen gemächlich zurück nach Perth und weiter in den Norden bis Broome. Dort wird es dann endlich auch wieder wärmer und sonniger!
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Ihr Zwei und Jano! Euer Wohnungsausbau ging ja ruckzuck. Respekt! Da kann ich mir mal ein Beispiel nehmen. Einfach unglaublich diese herrlichen Bilder, genießt jeden Moment! Seid alle umärmelt von Eurer Mutsch
Oh ja die Natur ist unglaublich!! Uns kam der Umbau recht ewig vor, wenigstens ist grob alles soweit fertig. Viel Kraft euch auch für den Umzug!
Der Hammer! Sven sitzt bestimmt immer mit einem breiten Grinsen hinterm Steuer!
Nicht nur der 😉
Hallo ihr Reisenden! Klingt ja gut euer weiterkommen! Hoffentlich trägt das Auto gut durch.
Wollen euch noch heeerzlich zum ersten Hochzeitstag gratulieren, nen Tusch und Strauß Blumen!!
Bleibt nur weiter hübsch beieinander, auch irgendwann ohne Weltreise!
Sind in Gedanken bei euch, tolle Fotoqualität habt ihr übrigens.
Danke ihr zwei Lieben!