

Vang Vieng, Vientiane, Pakxan und Kong Lor in einer Woche
Es war kalt und stickig. Sie schwitzten von den vielen erklommenen Stufen. Die natürliche Dunkelheit wurde nur von einigen künstlichen Lichtern durchbrochen. Ab und zu bekamen sie einen Tropfen von oben ab. Erstmal mussten sie stehen bleiben, um die gesamte Schönheit der Umgebung wahrzunehmen. Die gewaltigen Stalagtiten und Stalagmiten reihten sich rund und wellig aneinander und manche glitzerten im trüben Licht wie Sterne. Deborah und Sven erkundeten jeden Winkel der großen Höhle genau und zeigten sich gegenseitig immer wieder die schönsten Steine und Formationen. Manche Fronten wirkten wie Kulissen eines Theaterstücks, so irreal und globig. Ein paar junge Mönche mit orangenen Gewändern machten das Bild perfekt. Dann waren sie froh, wieder nach draußen ins Licht zu kommen. Die beiden schlenderten die Stufen hinab und nutzten die angrenzende Quelle mit glasklarem Wasser für eine Abkühlung der Beine. Zurück ging es den gleichen Weg, den sie gekommen waren, über Holzbrücken und durch die Stadt von Vang Vieng. Es gab Sandwiches mit Thunfisch und Ei zum Mittagessen und anschließend einen kleinen Mittagsschlaf, den sie schon sehr lang nicht mehr hatten.
Am Abend liefen sie ausgeruht durch die Straßen der Stadt und kehrten bei einem sehr beschäftigten Familienunternehmen zum Abendessen ein. In vielen Restaurants wird direkt am Eingang gekocht, sodass man immer etwas zu sehen hat, während man auf sein Essen wartet. Hier wurde der Platz am Eingang jedoch durch die Obst-Shake-Produktion eingenommen. Eine junge Frau versuchte die Zeichen und englischen Worte der europäischen und chinesischen Touristen zu verstehen und mixte einen Shake nach dem anderen. Dazu wurde Mango, Melone, Mandarine, Apfel, Banane, Papaya oder Ananas kleingeschnitten und mit etwas Eis und Wasser in einen Mixer gegeben. Auf Wunsch konnte Minze, Kaffee- oder Kakaopulver zugemischt werden. Herrlich einfach, köstlich und erfrischend. Wenn die junge Laotin mal ein Minütchen Zeit hatte, räumte sie die Tische ab, nahm Bestellungen entgegen und machte Sandwiches fertig. Sie legte keine übertriebene Eile an den Tag, sondern erledigte nach und nach die verschiedene Aufgaben in ihrem eigenen Tempo. Dabei ging irgendwie alles drunter und drüber. Die Shakes waren durch die Massen an Bestellungen immer zu viel oder zu wenig, die Teller wurden doppelt geliefert und die Tische warteten geduldig auf einen sauberen Lappen. Später kam ein Mädchen von etwa acht Jahren dazu und räumte ganz selbstverständlich das dreckige Geschirr ab. In der Küche im hinteren Teil des Lokals kochte eine Frau mit ihrem Mann und dem Kleinkind. Eine weitere Frau erschien aus dem Nichts und nahm Bestellungen entgegen. Mit dem Essen der beiden Reisenden passte aber alles ganz wunderbar und zum Nachtisch gab es vom Straßenstand noch einen umwerfend süßen Pancake für einen Euro. Gesättigt suchten sie zum Abschluss des Tages den „Flughafen“ von Vang Vieng auf. Der war nämlich etwas ganz Besonderes. Durch normale geschäftige Straßen kamen sie auf einen Platz, der mit grobem Asphalt belegt war. Zwischendrin gab es auch losen Schotter und Schlaglöcher. Hier fuhren Autos und Motorräder entlang, am Rand waren Restaurants, Hotels und Obststände. Eine lange Straße zog sich über den Platz, die die Landebahn darstellte und bei Bedarf anscheinend geräumt wurde. Zum Glück waren sie mit den Rollern da und mussten die Sicherheit dieses Flughafens nicht testen.
Am nächsten Morgen wurden sie mit Kaffee, Bananen und Kuchen zum Frühstück begrüßt. Sie hatten sich in das Gästehaus einer Konditorei eingemietet und bekamen nicht etwa den Kuchen von vorgestern, sondern schmackhaften und saftigen Schokoladenkuchen bereitgestellt. Den ließen sie sich natürlich nicht entgehen. Die süße Stärkung brauchten sie auch, denn es ging weiter mit den Rollern in die Hauptstadt Vientiane. Die Straße führte weitgehend unaufgeregt geradeaus durch flaches Land. Der Fahrtwind strömte ihnen wie die Luft eines heißen Föhns entgegen. Trotzdem zogen sie ihre dünnen Jacken an, um sich vor der Sonne und aufprallenden Insekten zu schützen. Vor den Tagesetappen betankten sie die Roller bis zur Maximalgrenze, um unterwegs nicht die unhandlichen Rucksäcke abschnallen zu müssen. Eine Tankladung reicht für um die 200 Kilometer, was an einem Tag gut zu schaffen ist.
In Vientiane ging die Suche los. Die fleißigen Leser unter euch wissen, wonach das Pärchen gesucht hat. Nach zwei Stunden fanden sie ein Zimmer, das recht geräumig war und zu dessen Ausstattung auch eine Klimaanlage zählte. Den einen Euro über dem Budget konnten sie verschmerzen und übernachteten dafür direkt in der Innenstadt. Gegenüber lag einer von vielen bunten buddhistischen Tempeln und ein paar Straßen entfernt der belebte Nachtmarkt mit allerlei Kitsch und Plunder. Auch zum Mekong hatten es die beiden nicht weit. Sie blieben für drei Nächte in der Stadt, besuchten viele Tempel, das Tor des Sieges (sieht aus wie der berühmte Arc de Triomphe in Paris und ist der Unabhängigkeit von Laos im Jahr 1954 gewidmet), das Besucherzentrum für nicht explodierte Bomben im Land und natürlich den Mekong, der durch die Trockenperiode hinter den Gräsern und Feldern fast nicht zu sehen war. In der Regenzeit steigt das Wasser angeblich bis zu 15 Meter an! Dann werden auch die provisorischen Bambusbrücken von Luang Prabang abgebaut und die Felder am Rand zeitweise nicht genutzt. Auf der anderen Flussseite zeichnete sich eine Kleinstadt Thailands ab. Mehrere hundert Kilometer lang bildet der Mekong die natürliche Grenze zwischen Thailand und Laos. In Vientiane erlebten die beiden auch endlich mal wieder ein richtiges Gewitter mit Sturm und Starkregen. Da sie gerade unterwegs waren, mussten sie sich für eine Stunde unterstellen und den Donner, die Blitze und Regenschauer abwarten. Auf dem Nachhauseweg konnten sie als Entschädigung die frische und abgekühlte Luft genießen.
Die Tour führte sie weiter Richtung Osten. Anfang März wollen sie die Grenze nach Vietnam auf gleicher Höhe von Vientiane überqueren und dort ihren Weg nach Süden fortsetzen. Es folgten also zwei weitere Tagesetappen nach Pakxan, einem kleinen Ort am Mekong, und einen Tag später nach Kong Lor. Zuvor brachten sie die standhaften Fortbewegungsmittel in Schuss, ließen das Öl wechseln und Luft aufpumpen, eine Stelle am Gepäckteil schweißen und die Bremse festziehen. Auf halber Strecke mussten sie mal wieder das Problemkind, den Auspuff von Deborahs Roller, fixieren lassen. Sie zahlten nicht mehr als fünf Euro zu Beginn, bekamen die Fixierung unterwegs umsonst und waren glücklich, als sie unversehrt und ohne weitere Probleme ankamen.
Die Landschaft änderte sich erneut. Sie fuhren am Mekong entlang und alles war auf einmal bepflanzt und grüner. Frauen verkauften Mais, Wassermelonen, Kürbisse und Fisch, aber auch Spaten und Buschmesser. Auf die fruchtbare Landschaft folgte weite Dürre mit vertrockneten Bäumen, riesigen Steppen und kahlen, steinigen Bergen. Die mit spitzen Kanten ausgestatteten Kalksteinfelsen sind berühmt und schön anzuschauen. Zwischendurch machten sie Halt für ein Mittagessen, einen Tempel und einen Aussichtspunkt. Die Straßen war annehmbar, zuletzt jedoch wieder unzumutbar und mit schlammigen Schlaglöchern übersät. Autofahrer hatten hier viel mehr zu kämpfen als die wendigen Roller. Am Ende des zweiten Tages wurden sie mit einem gemütlichen und sauberen Bungalow belohnt, der mitten im Feld liegt und über eine kleine Terrasse mit wundervollem Ausblick verfügt. Kong Lor liegt zwar in einer Einbahnstraße, musste aber durch eine bedeutende Höhle mit ins Programm genommen werden.
Morgen werden wir sehen, ob die Höhle ihrem guten Ruf gerecht werden kann und berichten euch davon im nächsten Artikel!
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Schön, wie die Bilder immer zum Text passen. Was gibt es denn eigentlich für Unterschiede zwischen Laos und Vietnam? Von weit entfernt scheinen diese zwei Länder sehr ähnlich zu sein… .
Grüß dich, schön wenn dir die Berichte gefallen! Ja von außen denkt man, die beiden Länder sind recht gleich, aber es gibt schon einige Unterschiede. Laos ist deutlich ruhiger und mit dem Entwicklungsstand noch ein gutes Stück hinter Vietnam. Als wir z.B. über die Grenze nach Vietnam gefahren sind, war ich erstmal schon leicht überfordert mit dem vielen Verkehr auf einmal. In Laos ist da echt nix weiter los. Wir sind teilweise Stundenlang oder auch Tagelang durch Dschungel gefahren ohne eine wirklich Stadt gesehen zu haben, nur mini Holzhütten Dörfer. Auch merkt man den Vietnamesen (zumindest im Norden) ein deutlich stärkeres militärisches und kommunistisches Feeling an. An der Grenze z.B. hatten auch alle Vietnamesen krasse Uniformen an und die Laoten waren total locker und in Zivilkleidung. Es gibt da sicher noch so einige Unterschiede, aber das Sprengt den Rahmen 😉
Das war schonmal sehr hilfreich, danke!